Wir wachsen immer noch

Nürnberg - Der Gitarrist von Little Feat vorm Nürnberger Auftritt über Energie und die Band-Chemie
Seit fast 40 Jahren mischt die leichthändig improvisierende, kalifornische Rockgruppe Little Feat die Grooves und Klangfarben aller wichtigen rhythmusorientierten Musikstile des amerikanischen Südens: Als „Rock’ n’Roll-Doctor" verschmilzt das bestens eingespielte Septett Southern Funk, New Orleans Soul, Westcoast Rock, Outlaw Country, Jazzrock und ein Brise mexikanische Musik zu einem unvergleichlichen Ganzen. Bis zu seinem frühen Tod 1979 dominierte der ehemalige Zappa-Mitstreiter Lowell George Sound und Stil der Band. Seine großen Songs wie „Fat Man in the Bathtub“, „Dixie Chicken“ oder „Spanish Moon“ bilden heute immer noch das Herzstück. Wir sprachen mit dem Bandleader, Sänger und Gitarristen Paul Barrere vor dem morgigen Auftritt im Nürnberger Hirsch (21 Uhr).
AZ: Mr. Barrere, vor drei Wochen am 3. Juli sind Sie 60 geworden. Wie geht es Ihnen?
PAUL BARRERE: Ich fühle mich immer noch sehr jung, liebe es auf Tour zu sein und genieße es, unsere Musik zu spielen.
Sie sind nicht nur mit Little Feat unterwegs, sondern tourten in den letzten Jahren auch mit Ex-Grateful Dead Bassist Phil Lesh. Wie kam es dazu?
Das ist eine wunderbare Abwechslung. Seit jeher arbeite ich immer wieder gerne außerhalb der Band, weil man da einfach seinen Horizont erweitert und auf neue Ideen kommt. Phil Lesh rief mich eines Tages an, ob ich dabei sein wolle. Ich sagte sofort zu, obwohl ich mit dem Songbuch der Dead, abgesehen von den bekannten Songs wie „Casey Jones“ zu Anfang nicht wirklich vertraut war. Wir tourten über einen Zeitraum von zwei Jahren sehr erfolgreich, zuletzt zusammen mit Bob Dylan. Das war eine phantastische Zeit.
Sie selbst sind seit 35 Jahren Teil von Little Feat – was macht es für Sie heute immer noch spannend, Ihre Musik weltweit zu spielen?
Diese Energie kommt aus der Musik selbst. Für mich ist dabei besonders dieser Zustand fließenden Glücks zentral, der sich immer wieder bei unseren Improvisationen einstellt, vielleicht weil wir schon so lange miteinander spielen und uns hervorragend kennen. Für uns ist jeder Abend wieder neu spannend, denn jeder Gig bedeutet eine weitere Herausforderung. Wir wachsen auch heute noch mit jedem Auftritt – vielleicht ist das der wahre Grund, warum wir mit gleicher Begeisterung wie eh und je spielen.
Sie haben einst den Song „Perfect Imperfection“ geschrieben, der das nie perfekte Improvisations-Gleichgewicht beschreibt.
Perfektion und das Streben danach ist kein großes Thema für mich, nicht nur in meiner Musik, sondern auch in anderen Feldern des Lebens. Wenn ich allerdings ehrlich bin, thematisierte ich in dem Song „Perfect Imperfection“ eine hässliche Trennung, die ich damals gerade erlebte…
Als Sie in den frühen 70ern zu Little Feat stießen, hatten Sie als Songschreiber zunächst eine gute Chemie mit Bill Payne an den Keyboards - weniger mit Lowell George. Warum?
Lowell war eher der Einzelgänger-Typ, der die meisten seiner Songs alleine schrieb. Ich entwickelte nur einige mit ihm wie „Feats Don’t Fail me Now". Mit Bill Payne arbeitete ich eher zusammen, z.B. an den Texten. Bill war es auch, der mir alle Feat-Songs beibrachte, als ich damals zur Band kam. Klar, dass man das auch hört.
Werden wir in Nürnberg eher neuere oder ältere Feat-Songs hören?
Beides. Da wir hier allerdings noch nicht oft aufgetreten sind, werden wir zunächst einige unsere klassischen Songs wie „Spanish Moon" oder „Fat Man in the Bathtub" spielen, aber auch einige neuere Songs.Spark