„Wir sind aus gleichem Holz“

Kurztrip über den großen Teich: Für zwei Tage flog Ministerpräsident Günther Beckstein mit Ehefrau Marga nach Quebec. Die AZ sprach am Donnerstag mit ihm in Kanada. Die Heimat lässt ihn aber nicht los.
von  Abendzeitung

Kurztrip über den großen Teich: Für zwei Tage flog Ministerpräsident Günther Beckstein mit Ehefrau Marga nach Quebec. Die AZ sprach am Donnerstag mit ihm in Kanada. Die Heimat lässt ihn aber nicht los.

AZ: Grüß Gott, Herr Beckstein, wie gefällt es Ihnen und Ihrer Frau in Québec?

GÜNTHER BECKSTEIN: Das Wetter ist durchwachsen. Die Stimmung ist herausragend gut. Junge Musiker aus Québec und Bayern haben ein gemeinsames Konzert gegeben zur Eröffnung der Feierlichkeiten zu 400 Jahre Québec. Das war ein ganz großer Erfolg.

Und Sie haben das Jubiläum eröffnet?

Mein Besuch ist die Eröffnung der Feierlichkeiten. Der Schluss- und Höhepunkt ist der Besuch von Nicolas Sarkozy.

Sind Sie froh, ein paar Tage weit weg von Bayern zu sein?

So arg lang ist es ja nicht. Es sind ja nur zwei Tage und das Programm ist extrem gedrängt.

Aber daheim wär's für Sie gerade nicht so lustig.

Zuhause ist es auch nicht so aufregend, wie mancher glaubt.

Aber immerhin stehen Sie jetzt in Sachen Landesbank im Kreuzfeuer der Opposition.

Die Vorwürfe, die jetzt erhoben werden, sind offensichtlich unrichtig und ein reines Wahlkampfmanöver. Deswegen regt mich das nicht zu sehr auf.

Die Opposition wirft Ihnen vor, dass auch Sie die Öffentlichkeit voll hinters Licht geführt haben. Sie saßen als Innenminister im vergangenen Sommer doch auch im Verwaltungsrat. Schon damals hatte der damalige Finanzminister Kurt Faltlhauser die Staatsregierung über die Risiken der US-Immobilien-Hypotheken informiert.

Ich habe an der Sitzung nicht teilgenommen und kann deshalb auch nichts verheimlichen. Ich war damals Innenminister und nicht Finanzminister. Der zuständige Finanzminister hat aber nach seinen Angaben die Haushaltsexperten der Fraktionen im September über das informiert - und damit mehr informiert, als mir damals persönlich bekannt war.

Haben Sie mit Ihren Gastgebern über die US-Immobilienkrise gesprochen. Sozusagen unter Leidensgenossen?

Ja, auch die internationale Finanzkrise war ein Thema. Kanada ist ja sehr betroffen von der Rezession in den USA, zumal sie vor allem Baustoffe in das Nachbarland liefern. Dieser Markt ist völlig zusammengebrochen. Deshalb suchen sie dort auch stärkere Zusammenarbeit mit den EU-Ländern, um sich von der wirtschaftlichen Abhängigkeit von den USA zu befreien.

Was haben Québec und Bayern eigentlich gemeinsam?

Sie sind beide Länder, die sehr stark vom Föderalismus geprägt sind. Québec hatte ja noch lange Unabhängigkeitsbestrebungen. Es betont seine Geschichte und Tradition sehr stark. Auch hier gilt Tradition bewahren und gleichzeitig an der Spitze des Fortschrittes sein. Wir sind aus gleichem Holz geschnitzt und haben eine geistige Verwandtschaft.

Was macht Ihre Frau eigentlich dabei?

Sie besucht eine Schule und erörtert dort das Thema Schüler- und Lehreraustausch. Das wollen wir intensivieren. Vor allem auch mit Deutschlehrern aus Kanada und Französischlehrern aus Bayern.

Bayern hat auch ein Großprojekt mit Kanada in Sachen Klimaschutz?

Es gibt ein Netzwerk von verwandten Regionen, die sich zum Klimaschutz austauschen. Aber auch bei Wirtschafts- und Bildungsthemen.. Dazu gehören neben Québec und Bayern Shandong, Sao Paulo, Westkap und Oberösterreich. Sie tagen wieder im August in China. Da habe ich schon um Verständnis gebeten, dass ich absagen muss, weil das sechs Wochen vor der Landtagswahl ist, und ich meine Aufgabe da stärker in heimischen Regionen, wie Bierzelten, sehe. Da wird mich Markus Söder vertreten.

Sie müssen also mehr gegen den politischen Klimawechsel in Bayern kämpfen?

Wieso, gibt's schon wieder eine neue Umfrage?

Ja. Das Echo auf das Führungstandem ist gespalten.

Die Stimmung ist aus meiner Sicht jetzt schon wieder viel besser als im März. Ich meine, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind.

Interview. Angela Böhm

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