"Wir saßen in dem Flieger, der von der Bahn rutschte“
Air-Berlin-Panne: Eine Familie berichtet vom Vorfall, der am späten Freitagabend den Flughafen für Stunden lahmlegte
NÜRNBERG War die Startbahn nicht ordentlich geräumt? Oder führte ein Fehler des Piloten zum Unfall einer Air-Berlin-Maschine am späten Freitagabend auf dem Nürnberger Flughafen? Letzteren Eindruck hatten zumindest Passagiere, die in der Boing 737-800 saßen, die um 21.30 Uhr mit 133 Passagieren an Bord kurz vor dem Start von der Rollbahn in den Tiefschnee rutschte.
„Die Maschine rollte nach dem Enteisen in die Startposition. Der Pilot fuhr recht zügig. In einer Kurve kurz vor der Startbahn war er wohl etwas zu flott dran“, schildert Gerd S., der mit Frau und drei Kindern auf dem Heimweg von einem Lanzarote-Urlaub in Nürnberg zwischengelandet war. „Ich dachte mir noch: ,Will der gar nicht mehr halten?’ Dann hat es leicht geholpert, und plötzlich blieb der Flieger stehen. Die Triebwerke wurden zurückgefahren.“
Panik blieb aus
Hinter der Familie saß eine Flugzeugcrew samt Kapitän: „Die saßen plötzlich ganz aufrecht in ihren Sitzen, zogen ihre Gurte an und schauten versteinert“, erinnert sich Gerd S. Eine Minute später kam die Durchsage vom Piloten. „Er sagte: Wir sind leider von Startbahn abgekommen und in den Graben gerutscht.“ Ein Weiterflug sei nicht möglich. Alle müssten aussteigen.
Familie S. und die anderen Passagiere nahmen den Unfall gelassen: „Es gab keine Panik. Aber erfreut waren wir natürlich nicht“, schildert Gerd S. Seine drei Kinder Jonah (2), Kaya (8) und Paul (11) fanden den Vorfall allerdings toll: Denn wenig später tauchten Polizei, Feuerwehr und Sanitäter am Flugzeug auf.
Wegen des Zwischenfalls musste der komplette Flughafen gesperrt werden. Der Grund: Eine Tragfläche ragte aufs Rollfeld. Die nach Angaben des Flughafensprechers Reto Manitz unbeschädigte Maschine wurde auf die Bahn zurückgezogen. Bei elf Starts und Landungen kam es zur Verzögerungen von bis zu zweieinhalb Stunden. Sieben Flüge wurden gestrichen. Einige ankommenden Maschinen wurden nach München umgeleitet.
Die Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen (BFU) hat inzwischen die Ermittlungen aufgenommen. au