"Wir haben ein Luxusproblem"

NÜRNBERG - Club-Manager Martin Bader kann nicht ausschließen, dass Stürmer Anegelos Charisteas in Nürnberg bleibt und als teuerster Spieler im Kader ab und an auf der Bank sitzt. Von Ivan Saenko dagegen hat sich der FCN bereits „gedanklich verabschiedet“.
Erstaunlich unaufgeregt für Club-Verhältnisse geht der Verein in die Zweitliga-Saison. 19.000 verkaufte Dauerkarten und ein zahlungskräftiger Hauptsponsor, Areva zahlt 1,9 Millionen Euro, verdeutlichen, dass Fans und Sponsoren die neue Liga angenommen haben.
Die sportliche Abteilung um Trainer Thomas von Heesen wird dafür Zeit brauchen. Auch, oder eben darum, weil es von Heesen und Manager Martin Bader gelungen ist, einen qualitativ hochwertigen Kader zu basteln. Und ähnlich wie in der letzten Saison, als der Köln und Gladbach mit Erstliga-Teams im Unterhaus starteten und anfangs Probleme hatten, rechnet auch Bader mit „Rückschlägen, die wir wegstecken müssen.“
Aktuell hat Bader noch ein „Luxusproblem.“ Nämlich eine Kaderstärke von 22 plus zwei. Ivan Saenko und Angelos „Harry“ Charisteas haben noch keinen neuen Arbeitgeber gefunden. Wobei sich Bader „gedanklich schon von Saenko verabschiedet hat“. Nicht so bei Charisteas. „Harry verhält sich gut, trainiert ordentlich, ist Teil der Truppe und hat Qualität. Ich hätte kein Problem, mit ihm in die Saison zu gehen. Und wenn er bis Ende August keinen anderen Verein findet, der ihm zusagt, dann bleibt er eben.“
Charisteas auf der Bank - kann passieren
Was sportlich förderlich, aber finanziell problematisch wäre. Bader: „Unser kaufmännischer Vize Ralf Woy würde sicherlich nicht jubeln. Aber wir werden doch bei Banken, Sponsoren und Vermarkter jetzt anders wahrgenommen als noch vor zwei Jahren. Deshalb dürften wir es hinbekommen. Andererseits kann natürlich passieren, dass dann ein Charisteas aus taktischen Gründen, beispielsweise wenn wir auswärts mal mit nur einer Spitze spielen, auch in Liga zwei auf die Bank muss. Das wäre dann ein richtiges Luxusproblem.“
Anders stellt sich aus Sicht des Sportdirektors der Fall Ivan Saenko dar. „Ivan will unter keinen Umständen in die Zweite Liga. Also habe ich gedanklich mit ihm abgeschlossen. Andererseits liegt mir immer noch kein offizielles Angebot vor. Und bevor ich das nicht habe, kann ich nicht verhandeln. Ich habe Ivan bereits klipp und klar gesagt, dass ich nicht möchte, dass er über unsere Ablöse verhandelt. Die interessierten Vereine mögen bitte auf mich zukommen.“
Und ewig Zeit dafür bekommen sie nicht. Bader: „Wenn sich nicht bald etwas tut, muss Saenko auf jeden Fall zurück nach Nürnberg kommen.“ Was an den Bemühungen, Saenko abzugeben indes nichts ändern würde. „Ivan wird alles dafür tun, woanders unterzukommen“, so Bader.
Libor Sionko ein möglicher Club-Kandidat
Nun war Trainer von Heesen schon auf Spielersichtung. Der Tscheche Libor Sionko (31) vom FC Kopenhagen soll ein Kandidat sein. Bader: „Dazu sage ich nichts. Aber selbst wenn Saenko und Charisteas gehen würden, müssen wir nicht sofort nachlegen. Mit Eigler, Vittek, Breska, Gygax, Mintal, Masmanidis und Pagenburg sind wir offensiv gut bestückt.“
Und natürlich gilt es, abzuwarten, was die Transfers, sofern vollzogen, tatsächlich bringen würden. Aufgerufen sind für Saenko drei Millionen Euro Ablöse, für Charisteas als Untergrenze der Einkaufspreis von 2.5 Millionen. Nun bot Premier-League-Aufsteiger Stoke City angeblich 3,8 Millionen für Harry. Bader: „Dass englische Klubs an Charisteas interessiert sind, ist bekannt. Auch, dass die Briten ihre Transfers gerne erst im August tätigen, weil sie alle Alternativen genau prüfen.“ Verständlicherweise. mh