"Wir haben Angst, alles zu verlieren!"
Quelle-Familien unter Schock: Tausende stehen vor dem Nichts, verlieren im November ihren Arbeitsplatz – und vielleicht sogar ihre Wohnungen und Häuser..?
NÜRNBERG Der größte Ausverkauf in der deutschen Geschichte hat begonnen: Fast 18 Millionen Artikel, die sich noch in den Lagern des Versandhauses befinden, werden in den nächsten Wochen verramscht. Im Internet gibt’s eine dreiteilige Couch-Garnitur für nur 55 Euro. Früher kostete sie 3200 Euro. Die einzigen, die davon nicht mehr profitieren sind die Quelle-Mitarbeiter – und ihre Familien.
Ab 1. November sind über 4000 Menschen in der Region arbeitslos. „Da bangen viele um ihre Existenz. Gerade, wenn Mann und Frau hier arbeiteten.“, sagt die Betriebsrätin Heidi Sohnle. Auch sie hat Existenzangst – wie soll sie zusammen mit ihrem Mann ihre Eigentumswohnung abzahlen? „Wahrscheinlich verkaufen wir die Wohnung nächstes Jahr – aber ob wir je wieder das reingesteckte Geld rauskriegen?“ fragt sie sich besorgt. Im schlimmsten Fall müssten sie noch einen zusätzlichen Kredit aufnehmen, um ihre Ratenzahlungen bedienen zu können.
„Mein Mann sagte, bei Quelle kriegt man einen sicheren Job“
Denn auch der Job ihres Mannes könnte wackeln. Er hat zuvor bei Quelle gearbeitet, im Rechenzentrum. Doch das wurde erst ausgelagert, dann verkauft. Heute arbeitet er bei einem IT-Unternehmen, das auch die Quelle-Website betreut und die Firmen-Computer. Fällt der Kunde Quelle weg, fürchtet auch er um seinen Arbeitsplatz. „Quelle ist da einer der größten Kunden, da gehe ich schon davon aus, dass man da auch abbauen wird“, fürchtet Heidi Sohnle.
Vor über 17 Jahren hat sie bei dem Versandhändler als Daten-Typistin begonnen, wechselte dann ins Sekretariat für Hard- und Software. Als auch diese Abteilung ausgelagert wurde, wechselte sie wieder zurück zur Quelle. „Mein Mann hat mir damals gesagt, geh wieder zu Quelle, da hast Du einen sicheren Job“, sagt sie heute traurig.
Alles vorbei. Quelle ist Geschichte. Und damit auch die einzigartige Quelle-Familie. „Und wissen Sie was?“, fragt Heidi Sohnle, „Zur Zeit ist jeder hier und arbeitet“, sagt sie. „Das ist eben der treue, brave Quelle-Mitarbeiter.“mm
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