„Wir dürfen aufsteigen“
Stephan Loboué und Stefan Reisinger: Die Fürther „Zwillinge“ fühlen sich beim Kleeblatt wohl und haben Liga eins fest im Visier. Einzig: „Die wenigen Zuschauern sind schon enttäuschend.“
FÜRTH Der aktuelle Höhenflug des Fürther Kleeblatts ist eng mit zwei Namen verbunden: Stefan und Stephan. Die ungleichen Zwillinge waren auch beim 3:0-Triumph bei St. Pauli wieder überragend. Die AZ sprach mit Doppeltorschütze Stefan Reisinger und Elfmeter-Killer Stephan Loboué über die Erfolgswelle, „Umdenkprozesse“ und das angebliche Aufstiegsverbot.
Herr Reisinger, Herr Loboué, die Festung Millerntor ist geknackt. So ein klarer 3:0-Erfolg gibt Rückenwind, oder?
REISINGER: Wenn ich mit meinen Toren zum Sieg beitragen kann, ist das natürlich schön. Aber andererseits ist das auch nur eine Momentaufnahme.
Das klingt jetzt aber sehr bescheiden.
LOBOUÉ: Wir denken nur von Spiel zu Spiel. Das nächste am Freitag gegen den FSV Frankfurt wird schon schwer genug. Alles andere kommt dann eh noch früh genug.
Der gehaltene Elfmeter gegen St. Pauli war jetzt schon ihr dritter in dieser Saison. Haben Sie ein Geheimrezept? Oder den berühmten Zettel im Stutzen wie bei der WM 2006 Jens Lehmann?
LOBOUÉ: Ich habe immer so eine Vorahnung. Beim Elfer jetzt habe ich mich auch kurz vorher von der linken auf die rechte Ecke umentschieden.
REISINGER: Stephan hat wirklich super gehalten.
"Ich habe hart an mir gearbeitet"
Sie sind beide am Ende der Saison ablösefrei und haben sich mit ihren Leistungen auch für andere Vereine interessant gemacht. Gibt’s schon Angebote?
LOBOUÉ: Da kann ich auch für ,Reise’ sprechen, wenn ich sage, dass wir uns in Fürth sehr wohl fühlen. Für mich ist die SpVgg Ansprechpartner Nummer eins. Außerdem habe ich mit Roger Wittmann einen guten Berater, der das für mich regelt. Wenn jemand auf der Tribüne sitzt und mich beobachtet, will ich das im Moment gar nicht wissen.
Bei den Fans haben Sie mittlerweile Kultstatus, die wollen Sie auf jeden Fall behalten.
REISINGER: Klar freut man sich, wenn Leistung honoriert wird. Ich habe aber auch die Mentalität, niemals aufzugeben. Selbst wenn ich jetzt spiele: Ich will mich immer weiter verbessern.
Das war nicht immer so?
Bei mir hat da ein Umdenkprozess im Kopf stattgefunden. Ich habe in dieser Saison hart an mir und meiner Disziplin gearbeitet
LOBOUÉ: Wir sind eben beide Kämpfer. Das ist eine Qualität, die uns auszeichnet. Wir geben immer alles für den Verein. Das merken natürlich auch die Zuschauer.
Sehr viele sind es leider nicht. Euren 6:1-Gala-Auftritt gegen Ingolstadt vor einer Woche wollten wieder nur 6600 Zuschauer sehen.
REISINGER: Die Sache mit den Zuschauern ist schon enttäuschend. Natürlich würden wir uns auch mehr Fans wünschen. Aber andererseits ist die Stimmung in der Nordkurve schon besser geworden.
LOBOUÉ: Unser Job ist es, attraktiv zu spielen – und den erfüllen wir momentan zu 100 Prozent. Mehr können wir auch nicht machen.
Die Fans am Millerntor hatten Sie gleich von Anfang an auf dem Kieker. Lassen Sie sich von solchen Schmähungen beeindrucken?
Überhaupt nicht. Mir ist es sogar lieber, sie pfeifen mich aus, als wenn sie mich ignorieren. Das motiviert mich zusätzlich. Dann denke ich mir einfach: Wenn Ihr pfeift, dann zeig’ ich’s euch!
"Der Präsident hat uns den Aufstieg nicht verboten"
45 Tore, 35 Punkte, Platz zwei – das ist eine Hausnummer. Der Aufstieg rückt mit Riesenschritten näher. Klappt’s heuer endlich mal?
LOBOUÉ: Wenn wir so konstant weiterspielen, sind wir am Schluss zwangsläufig oben mit dabei.
Soll heißen?
Entgegen allen Gerüchte und jetzt auch ganz offiziell: Der Präsident ist noch nie zu uns in die Kabine gekommen und hat uns den Aufstieg verboten. Wir dürfen und wir wollen heuer auch aufsteigen. Interview: K. Kaufmann
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