„Wir brauchen Kino mit Courage“

Eröffnungsfeier im Nürnberger „Casablanca“: Regisseur Hans W. Geißendörfer dankt den Betreibern und verspricht Franken-Premiere seines Neulings "In der Welt habt ihr Angst".
Es ist nicht mehr wie früher, es sieht nur so aus“, erklärte Oberbürgermeister Ulrich Maly den Besuchern im proppevollen frisch renovierten großen Saal das „Casablanca“. Obwohl, wie er bei der Eröffnung des Saals und Vorstellung des Hauses als „Kino mit Courage“ am Samstag feststellen konnte, in Vor-Rauchverbots-Zeiten eines kaum zu sehen war: die stets gut verqualmte Kneipe, in der Südstädter Maly in seiner Jugend auch so manchen Abend verbrachte. Eine Erinnerung, die der OB mit vielen Gästen teilte, auch mit dem prominentesten: Hans W. Geißendörfer.
Der Regisseur ist in Neustadt/Aisch aufgewachsen, hat zeitweise in Erlangen studiert und ist in dieser Zeit auch des öfteren im Programmkino am Kopernikusplatz im Dunkeln gesessen, um die Filme zu schauen, denen das Kommerz-Kino keine Spiel-Chance gab. „Es war eines der Kinos, nach denen man sich gesehnt hat“, erinnert sich Geißendörfer. Der Einladung des Vereins „Casa e.V.“, der das Kino nach der Schließung im Frühjahr 2009 übernommen hat, es in ehrenamtlicher Arbeit renovierte und seither betreibt, ist er deshalb gerne gefolgt. Erstaunt und begeistert stellte er beim Besuch fest, „mit welcher Leidenschaft das Kino erkämpft wurde“. Im Namen der Regisseure der Deutschen Filmakademie, deren Vorstand er angehört, sagte Geißendörfer dafür „Danke.“ Denn: „Wir brauchen Kino mit Courage“. Und weil das Unterstützung verdient, stellte der Lindenstraßen-Vater für März 2011 die Franken-Premiere seines Neulings „In der Welt habt ihr Angst“ im Casablanca in Aussicht. Der Film mit Ulrich Mühes Tochter Anna Maria, Max von Thun und Axel Prahl in den Hauptrollen erzählt in Bamberger Kulisse die Geschichte einer großen Liebe und verzweifelter Taten.
„Fernseher ausschalten und zu uns kommen“ - dieser Aufforderung von Casa-Vorstand Helfried Gröbe sollten Kino- und Kulturfreunde aber schon vorher nachkommen. Weil der Idealismus, Mut und unbezahlte Arbeitseinsatz der 250 Vereinsmitglieder belohnt werden sollte - und sich das Film- und Kultur-Programm wirklich sehen lassen kann. Diese Woche bietet es um 20.30 Uhr Kostproben von dem, was künftig geboten wird: heute das Agenda 21-Kino-Spezial mit dem Film „Water Makes Money“, morgen „Die Liebe und Viktor“, eine No-Budget-Komödie von Patrick Banush, die in Berlin bereits ein Underground-Hit ist und erstmals außerhalb der Hauptstadt vorgestellt wird, und am Mittwoch - zwei Monate vor dem Bundesstart - die Preview von „Still Walking“. Ute Maucher