Wießmeiers Vollgas-Debüt: Ein Tor und eine blutige Nase

NÜRNBERG Allein mit ihrem Profi-Debüt zufrieden zu sein, das reicht den jungen Wilden beim Club nicht. Aktuelles Beispiel: Julian Wießmeier, A-Junior, aber seit Samstag mit 18 Jahren, sechs Monaten und zehn Tagen der jüngste Torschütze in der FCN-Bundesliga-Geschichte, der gleich bei seinem ersten Anlauf in der Beletage eiskalt zuschlug.
"Schön, dass Marek Mintal eingewechselt wurde"
„Ein langer Ball, Christian Eigler legt per Kopf auf. Ich sehe den Torwart weit vor seinem Kasten und lupfe den Ball – zum Glück geht er rein”, feixt Abiturient Wießmeier. So abgebrüht er in Hannover einnetzte, so routiniert jubelte er auch. Ab in die Club-Kurve, die Arme zu Flügeln ausgebreitet und Sturzflug ins Glück – mit plötzlich neun Kollegen auf dem Rücken, aber von jeglicher Last befreit. „Natürlich ist die Aufregung vor dem Spiel gestiegen”, gesteht Julian. „Aber die anderen haben mich beruhigt, gesagt, ich solle einfach mein Ding machen.” Und wie! „Natürlich hätte ich lieber gewonnen, aber so lässt sich die Niederlage etwas leichter verdauen.”
Dass er das richtige Näschen vor dem Tor hatte, gefällt auch Trainer Dieter Hecking. Der Talentschmied lobt seine neueste Entdeckung: „Julian hat angedeutet, dass er in Zukunft vielleicht das eine oder andere Highlight setzen kann.” In Hannover war damit nach 56 Minuten Schluss. Wießmeier hatte einen Ball voll auf die Nase bekommen. „Die Blutung wollte nicht aufhören. Schade, dass ich raus musste. Schön aber, dass Marek Mintal eingewechselt wurde.” Ehre, wem Ehre gebührt. Doch auch Wießmeier wurde verwöhnt. Zur Belohnung für das Premierentor schleppte Chef-Chauffeur Udo Rauh Julians A-Juniorentasche mit seiner kurzfristig aufgeklebten Profi-Rückennummer 31 zum Teambus.
Premieren-Trikot für Patenonkel Klaus
Mit im Gepäck: Julians Debüt-Trikots. „Nö, die tausche ich nicht”, sagt er. Das erste bekommen seine Eltern, „das zweite habe ich meinem Patenonkel Klaus versprochen”. Souvenirjagd vertagt, aber: „Ich hoffe, dass ich auch künftig noch Erfahrungen bei den Profis sammeln darf. Wobei ich nichts dagegen hätte, wenn die Saison nicht zu Ende wäre, weil es bei mir zurzeit richtig super läuft.” Wovon die ebenfalls erstklassigen A-Junioren noch profitieren.
Ebenfalls auffällig beim Profi-Debüt 2010/11: Markus Mendler mit der schnellsten Gelben Karte (nach fünf Minuten) und Nassim Ben Khalifa mit der schnellsten Vorlage (vier Minuten). Timothy Chandler wurde im Eiltempo sogar ins Nationalteam der USA berufen, Philipp Wollscheid zum festen Bestandteil der „Elf des Tages” in diversen Publikationen. Jugend forsch als Grundstein, um in den nächsten Jahren vielleicht noch mehr Geschichte schreiben zu können.
Mehr über das Saisonfinale in Hannover und Trainer Heckings neuen Club lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Montag, 16. Mai.