Wieder 22 Gegentore! Chaos-Kicker in Aktion

Der Vereinsvorstand: „Das war diesmal gar nicht so schlecht“ – Germania Forchheim schraubt seine Negativ-Bilanz auf 0:141 Treffer in sechs Spielen.
von  Abendzeitung

Der Vereinsvorstand: „Das war diesmal gar nicht so schlecht“ – Germania Forchheim schraubt seine Negativ-Bilanz auf 0:141 Treffer in sechs Spielen.

FORCHHEIM Lothar Walenta (65), Vorstand des traditionsreichen 1. FC Germania 08 Forchheim, steckt in der Zwickmühle. Soll er an der Anzeigetafel einen weiteren Nagel einschlagen, um zu gewährleisten, dass auch zweistellige Ergebnisse vermeldet werden können, oder soll er es lieber bleiben lassen, um seine Spieler nicht zusätzlich zu demotivieren? Bisher hat er darauf verzichtet, auch wenn es am Samstag wieder einmal dringend notwendig gewesen wäre. 0:22 gingen diesmal die Chaos-Kicker unter und schraubten ihren bundesweiten Negativrekord (sechs Spiele, 0:141 Tore) unaufhaltsam weiter nach oben.

Das Heimspiel in der Kreisklasse gegen das Ensemble der Spvgg Zeckern (Kreis Höchstadt/Aisch) stand trotz strahlenden Spätsommerwetters von vornherein unter einem ungünstigen Stern. Torwart Stefan Gebauer (24), nach Aussagen fachkundiger Zuschauer immer noch der Beste in der Mannschaft, laboriert an einer schmerzhaften Kapselverletzung der linken Hand. Sein Einsatz war fraglich, doch der Keeper wollte seine Mitspieler nicht im Stich lassen, biss die Zähne zusammen und stand tatsächlich in der Anfangsformation.

Beim nächsten Heimspiel ist Kärwa: "Da waren wir schon immer gut“

Rund 150 Fans, die wohl kaum einen Sieg ihrer Germanen auf der Rechnung hatten, rieben sich dann auch gleich verwundert die Augen. Sage und schreibe neun Minuten hielt das Bollwerk des fußballerischen Hühnerhaufens aus Forchheim, ehe Stefan Gebauer zum ersten Mal hinter sich greifen musste. Dann allerdings ging es in gewohnter Weise Schlag auf Schlag. Neun „Eier“ schlugen bis zur Halbzeitpause hinter ihm ein und entlockten dem Vereinsvorstand ein Zungenschnalzen: „Das war diesmal gar nicht so schlecht.“

Auch die durch nichts mehr zu erschütternde Anhängerschaft, die sich unter dem schattigen Dach des Vereinsheims ein „Möchshof“-Bier schmecken ließ, war sich dahingehend einig, dass es schon schlimmere Auftritte der Mannschaft in dieser Saison gab. „Germania“-Fan Fritz jedenfalls verkündete in der Halbzeitpause am Spielfeldrand: „Heute schießen wir das erste Tor.“ Möglicherweise kalkulierte er da mit „Django“ (Nummer 10), der zwar nicht wie der berühmte Filmheld einen Sarg hinter sich herzog, aber im Maßstab des gebeutelten Vorstadtvereins den zentralen Gefahrenfaktor für den Gegner darstellte. Sein Freistoß aus 20 Metern strich nur haarscharf über das Gehäuse des Zeckener Schlussmanns, der es allerdings auf nur zwei Ballkontakte im ganzen Spiel brachte.

Der ultimative Showdown begann dann aber kurz nach Wiederanpfiff. Star-Keeper Stefan Gebauer musste nach einem Zusammenstoß mit geprellten Rippen das Handtuch werfen. Für ihn stellte sich mangels anderer Alternativen sein Vater Ewald ins Tor. Der ist immerhin 58, hatte aber vor schätzungsweise zwei Jahrzehnten zum letzten Mal einen Ball in der Hand – als Handballer. Sein Einsatz zwischen den Pfosten lässt sich kurz und bündig umschreiben: Jeder Schuss des Gegners ein Treffer.

Vorstand Lothar Walenta („Es kann nur besser werden“) ließ sich vom nachmittäglichen Schützenfest nicht aus der Ruhe bringen. In zwei Wochen findet das nächste Heimspiel statt. „Da ist Kärwa“, sagt der Vereinsboss, „und an der Kärwa waren wir schon immer gut.“ Auf seine Spieler kann er sich jedenfalls verlassen. Die feierten nach der fulminanten Niederlage, als hätten sie die Meisterschaft gewonnen.

Helmut Reister

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