Wie die Luisenburg-Festspiele Zuschauer "verführen" wollen

Abseits der Metropolen, tief im Fichtelgebirge, finden die Luisenburg-Festspiele Wunsiedel statt. Um die Menschen für Theater und anspruchsvolle Inhalte zu begeistern, verfolgen die Macher eine bestimmte Strategie.
von  dpa
Die künstlerische Leiterin der Wunsiedler Luisenburg-Festspiele, Birgit Simmler, steht im Zuschauerraum. Foto: Nicolas Armer/Archiv
Die künstlerische Leiterin der Wunsiedler Luisenburg-Festspiele, Birgit Simmler, steht im Zuschauerraum. Foto: Nicolas Armer/Archiv © dpa

Wunsiedel (dpa/lby) - Was haben das Abenteuer "Madagascar" um ausgebüchste Zootiere und das romantische Drama "William Shakespeare in Love" gemeinsam? Es seien Geschichten um Ausbruch und Aufbruch, erläuterte Birgit Simmler, künstlerische Leiterin der Luisenburg-Festspiele Wunsiedel. Die beiden Themen stehen bei dem Freilicht-Theaterfestival 2019 im Mittelpunkt. Simmler setzt bewusst auf populäre Stücke: "Die Unterhaltung ist eine Verführung, damit sich die Leute mit den Inhalten beschäftigen." Die Festspiele im Fichtelgebirge beginnen am 28. Mai und dauern bis zum 8. September. Zu sehen sind neun Stücke aus Theater und Musikspiel sowie mehrere Konzerte.

Der Vorverkauf hat schon begonnen. Zwischen 130 000 und 150 000 Zuschauer kommen nach Angaben der Veranstalter im Schnitt zu dem Festival in Oberfranken. Ein großer Teil des Publikums stamme aus der Region, manche reisten auch aus der Oberpfalz und München an. "Trotz der Masse an Leuten sind wir noch ein regionaler Geheimtipp", sagte Intendantin Simmler. Der Anspruch ist aber ein größerer: "Wir wollen zeigen, dass wir große Kunst machen, die im internationalen Vergleich mithalten kann."

Neben dem Musical "Madagascar" nach dem gleichnamigen animierten Hollywood-Kinofilm und "William Shakespeare in Love" steht auch eine Theateradaption des Romans "Die Päpstin" auf dem Programm. "Da ist eine Frau, die sagt: Ich bestehe darauf, dass ich Bildung erhalte", erläuterte Simmel. Das Stück spiegele den Konflikt zwischen Beruf und Sexualität. Es zeige, dass Emanzipation "kein Selbstläufer sei", und transportiere so ein wichtiges aktuelles Thema.

Die Macher der Festspiele wollen sich mit solchen Stücken bewusst vom Angebot anderer Institutionen abgrenzen. "Ich möchte Unterhaltung aus der Schmuddelecke holen", sagte Simmler. Musicals etwa seien "modernes Musiktheater", das Vergnügen und Bildung zusammenführe.

Die vergangene Spielzeit war für das Festival ein Erfolg. Sie ging im September mit den drittbesten Besucherzahlen seit dem Bestehen zu Ende. Gut 150 000 Menschen besuchten die Aufführungen in der Spielzeit 2018 - das waren etwas weniger als in den beiden stärksten Jahren 2010 und 2011. Seit dem Beginn des Vorverkaufs für die Spielzeit 2019 im November wurden bereits etwa 75 000 Karten verkauft.

Zuletzt gab es aber auch negative Schlagzeilen. Im Mai war bekanntgeworden, dass die Staatsanwaltschaft Hof Anklage wegen Sozialversicherungsbetrugs bei den Luisenburg-Festspielen gegen Ex-Intendant Michael Lerchenberg und den Ersten Bürgermeister von Wunsiedel, Karl-Willi Beck, erhoben hat. Sie wirft ihnen vor, in 111 Fällen den Krankenkassen Beiträge des Arbeitgebers und des Arbeitnehmers zur Sozialversicherung vorenthalten zu haben.

Ob die Anklage zugelassen und das Hauptverfahren eröffnet wird, sei noch nicht entschieden, teilte ein Sprecher des Landgerichts Hof auf Anfrage mit. Es handele sich um ein komplexes und umfangreiches Verfahren, das "erhöhten Aufwand" erfordere.

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