Wie der Fischereiverband den Nerfling retten will

Die Karpfenart ist vom Aussterben bedroht. Um das zu verhindern, züchten bayerische Fischer Jungtiere nach - und haben 4.000 von ihnen jetzt in den Osterseen im Kreis Weilheim ausgesetzt.
von  Maximilian Neumair
Ein ausgewachsener Nerfling.
Ein ausgewachsener Nerfling. © Foto: imago/blickwinkel

Penzberg - Die Rettungsmission ist eingeleitet! Der Fischereiverband Oberbayern und der Fischereiverein Penzberg haben am Wochenende 4.000 Nerfling-Jungfische in die Osterseen ausgesetzt, um die heimische Karpfenart vor dem Aussterben zu bewahren. Das Ziel: dass sich der Bestand des dort nicht mehr nachweisbaren Fisches in den nächsten Jahren wieder stabilisiert.

Wiederholung in den nächsten Jahren ist geplant

"Die Nerfling-Setzlinge wurden ein Jahr lang durch Vorfüttern aufgezüchtet", sagt Patrick Mayr vom Fischereiverband Oberbayern. Die Anzahl an benötigten Setzlingen hänge dabei von mehreren Faktoren ab, wie etwa dem Nahrungsangebot, möglichen Verstecken zur Fortpflanzung oder der Bedrohung durch Raubtiere.

Die für die Zucht notwendigen Elternfische mussten aus ökologisch nahen Gebieten kommen, damit die Ansiedlung des Nachwuchses auch gelingt. Die ausgewachsenen Nerflinge wurden daher beim Lido-Wehr abgefischt, wo die Ach in den Starnberger See fließt.

Im Alter von nur einem Jahr sind die Tiere noch deutlich kleiner, wie ein Blick in den Eimer der Fischer zeigt.
Im Alter von nur einem Jahr sind die Tiere noch deutlich kleiner, wie ein Blick in den Eimer der Fischer zeigt. © Foto: Patrick Mayr

"Wir wollen nicht aus Polen oder Tschechien Fische kaufen, weil die Krankheiten oder Parasiten haben könnten", erklärt Patrick Mayr. Habe sich erst einmal eine Krankheit im Gewässer ausgebreitet, sei diese nur schwer wieder in den Griff zu bekommen.

Es bleibt keine einmalige Sache

Die Aufzucht der 4.000 Setzlinge kostete den Verein 4.000 Euro. Finanziert wurde sie durch die Mitgliedsbeiträge des Vereins und durch die Fischereiabgaben der bayerischen Angler. Damit sind die Kosten gemeint, die für die Gültigkeit des Fischereischeins gezahlt werden müssen.

Bei dieser einen Aussetzung soll es jedoch nicht bleiben. Eine jährliche Wiederholung für die nächsten fünf Jahre ist geplant, um den Fisch nachhaltig in die Osterseen zurückzuholen.

Weg versperrt: die Fische kommen nicht mehr von A nach B

Grund für das Aussterben des Fisches ist ein Wehr, welches das Aufsteigen der Fische aus dem Starnberger See in die Osterseen verhindert. Querverbauungen in den Gewässern erschweren die Durchgängigkeit und verringern die Fließgeschwindigkeit. So setzt sich Schlamm ab und die Fische können keine Eier mehr ablegen.

Stefan Kirner: "Die Chancen stehen wieder besser"

"Da durch zusätzliche Renaturierungsmaßnahmen, darunter auch eine geplante Fischtreppe, die Gewässerdurchgängigkeit wieder hergestellt wird, stehen die Chancen nun wieder besser", sagt Stefan Kirner, der Vorsitzende des Fischereivereins Penzberg. Dem Fischereiverband zufolge soll die Fischtreppe in den nächsten drei bis fünf Jahren kommen.

Das Aussterben des 30 bis 50 Zentimeter langen Fisches könnte das Ökosystems der Gewässer durcheinanderwirbeln. So trägt er beispielsweise als Wirtsfisch für die Bachmuschel zu deren Vermehrung bei und er frisst Mückenlarven.

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