Wetterchaos in Passau: Donau steigt und steigt

Extreme Regenfälle verschärfen die Hochwasserlage und führen überall in Bayern zu steigenden Pegeln. In Passau steht das Schlimmste erst noch bevor.
von  dpa

München  –  Der Pegelstand der Donau in Passau sei nach den heftigen Niederschlägen der vergangenen Tage auf gut 7,60 Meter gestiegen, sagte eine Polizeisprecherin am Samstag. Der Höchststand werde für Sonntag oder Montag erwartet, die Stadt rechnet mit einem Pegelstand über neun Metern. Normal liegt er bei rund 4,50 Meter. Die Fritz-Schäffer-Promenade entlang der Donau wurde gesperrt, naheliegende Parkhäuser geräumt.

In Regensburg rechnen die Behörden damit, dass der Pegel an der Eisernen Brücke im Laufe des Sonntags auf bis zu 5,5 Meter ansteigen könnte. Noch am Samstag begann die Stadt damit, sogenannte Spundwände als Schutz gegen das Hochwasser aufzustellen. Zwei Straßen in Donaunähe seien gefährdet, dort wurden bereits Autos abgeschleppt.

In Unterfranken stieg das Hochwasser bis zum Samstagabend ebenfalls weiter an, allerdings nur noch langsam. Die Schifffahrt auf dem Main in Würzburg wurde eingestellt, wie die Polizei mitteilte. Etwa 35 Schiffe warteten seit Freitag bei Würzburg auf die Weiterfahrt. Nach Angaben des Schifffahrtsamtes Schweinfurt sollte die Schifffahrt auf dem gesamten Main zwischen Bamberg und Aschaffenburg nicht mehr möglich sein.

Mancherorts standen in Franken Straßen unter Wasser. Der Hochwassernachrichtendienst des Landesamtes für Umwelt berichtete von einer unveränderten Lage im Maingebiet. Die Hochwasserwelle verlagerte sich weiter flussabwärts. Im Bereich des Oberen Main und der Fränkischen Saale kam es den Angaben zufolge verbreitet zur Überschreitung der Meldestufen 1 und 2, vereinzelt zu Meldestufe 3.

Glück hatte ein junger Mann in Mittelfranken, der eine wegen Hochwassers gesperrte Straße bei Gutenstetten (Kreis Neustadt a.d. Aisch) mit dem Auto überqueren wollte. Der Wagen drohte von der Strömung über eine Böschung gespült zu werden, der 22-Jährige rettete sich auf das Autodach, wie die Polizei mitteilte. Ein Anwohner bemerkte die missliche Lage des Mannes und rief die Rettung. Die gestaltete sich laut Polizei schwierig, da das Auto zu kippen drohte. Mit einem Radlader gelang es den Hilfskräften, den Mann zu befreien.

Dauerregen und Kälte machen auch Bayerns Bauern schwer zu schaffen. „Das war ein grottenschlechter Mai“ klagte Hermann Greif, Vorsitzender des Pflanzenbau-Ausschusses beim Bayerischen Bauernverband im dpa-Gespräch. Die Landwirte könnten ihre nassen, aufgeweichten Wiesen nicht mähen und somit kein Futter für Rinder und Kühe einholen. Kartoffeln drohten im nassen Boden zu verfaulen und der Mais wachse nicht mehr. Spargelbauern hätten bis zu 60 Prozent Ernteausfall, Erdbeerbauern gehe es nicht besser. „Die Pflanzen brauchen jetzt dringend Sonne.“

Mit einer Entspannung der Lage ist laut einem Experten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) frühestens am Montag zu rechnen. Bis dahin werden sich die Niederschläge allerdings vom Frankenwald bis ins Alpenvorland noch weiter ausbreiten, sagte Dirk Mewes vom DWD. „Im Alpenbereich ist es denkbar, dass in den nächsten 36 Stunden sogar bis zu 200 Liter pro Quadratmeter herunterkommen.“

Angesichts der teils angespannten Lage hat Finanzminister Söder schnelle und unbürokratische Hilfe für Hochwasseropfer versprochen. „Wir werden die Menschen nicht im Stich lassen“, sagte Söder laut Mitteilung seines Ministeriums am Samstag in München. Der Freistaat bereite finanzielle Hilfsmaßnahmen wie steuerliche Erleichterungen und direkte Finanzhilfen vor. Diese Hilfsmaßnahmen gelten sowohl für Privatleute als auch für Landwirte und Unternehmen. Auch Umweltminister Marcel Huber (CSU) zeigt sich mit den Betroffenen solidarisch. Er kündigte für den Nachmittag einen Besuch am Kloster


Weltenburg an, um sich dort ein Bild der Lage zu machen.

 

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.