Wespen-Höhepunkt: So kann man sie friedlich vertreiben

Nach der Mückenplage kommen die nächsten nervigen Insekten auf uns zu. Doch wie viele sind es heuer wirklich? Und was hilft, sie friedlich zu vertreiben? Ein Überblick.
von  Rosemarie Vielreicher
Eine Wespe sitzt auf einem Kuchenstück.
Eine Wespe sitzt auf einem Kuchenstück. © imago stock&people

München - Wenn es um das Stückerl Obstkuchen geht, kann es dieser Tage schon mal ein Kampf sein, bis die Gabel wespenfrei im Mund angekommen ist. Die Insekten wollen halt auch schnabulieren und tummeln sich überall dort, wo sie etwas abgreifen können. Wenn sie über uns auf der Terrasse oder dem Balkon herzufallen scheinen, nimmt man sie schnell als Plage wahr. Aber wie ist das Wespen-Jahr 2024 wirklich?

Das wollte die AZ vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz (LBV) in Bayern wissen. Der teilt mit: "Tatsächlich ist dieses Jahr kein besonders gutes Jahr für Wespen, ebenso wie für viele andere Insekten wie zum Beispiel Schmetterlinge", so eine Sprecherin. Das liege besonders an dem vielen Regen im Frühjahr und Frühsommer. "Das feuchte Frühjahr und die vielen Starkregen-Ereignisse haben das Ausfliegen zur Nahrungssuche erschwert und viele Nester im Boden wurden überschwemmt, sind also abgestorben", teilt sie weiter mit.

Wespen-Vorkommen in Bayern: "Regional größere Unterschiede"

Zur Erklärung: Die Deutsche Wespe und die Gemeine Wespe – in Deutschland sehr häufig vorkommende Wespenarten – bauen ihre Nester gern in dunklen Hohlräumen oder in Erdhöhlen. Das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) hat nach eigener Aussage keine Zahlen zur Anzahl von Wespen in diesem Jahr.

Ein Sprecher teilt der AZ mit: "Es ist aber davon auszugehen, dass es regional dieses Jahr größere Unterschiede geben wird." Auch er spricht von den Folgen der Wetterlage. "Gerade in Gebieten, die von Starkregen und Überflutungen betroffen waren, dürfte es weniger Wespen geben, da zumindest die Nester im Boden ertrunken sind und es wenig Nahrung gab." Ein weiterer Grund: "Allgemein war zudem der Winter mild, was oft zu geringeren Populationen führt, da es Pilze und Bakterien einfacher hatten, die Königinnen zu befallen."

Darum sind jetzt viele Wespen unterwegs

Warum kommen sie uns aber gerade besonders hungrig und zahlreich vor, wenn wir es uns im Freien gemütlich machen wollen? Der LBV erklärt: "Jetzt im August erreicht das im Frühjahr von einer überwinterten Königin gegründete Wespenvolk sein Maximum. Am Garten- oder Bierzelttisch dauert es deswegen meist nur wenige Minuten, bis sie umherschwirren."

Worauf sie es abgesehen haben (und das sind nicht unsere Nerven): "Sie fliegen nun verstärkt auf süße Sachen wie Obstkuchen, Saft oder Limo." Die Sprecherin des LBV erklärt auch warum: "Während sie bis dahin vor allem Eiweiß zur Aufzucht ihrer Larven benötigt und gesammelt haben, fliegen nun im Spätsommer die Tiere aus, um für sich selbst Futter zu sammeln." Das Volk sterbe im Spätsommer und Herbst, nur die frisch geschlüpften Königinnen werden den Winter überleben.

Wie man die Flieger friedlich vertreiben kann

Wie kann man sie friedlich vertreiben beziehungsweise sie erst gar nicht anlocken? "Speisen, besonders alles Süße, nicht länger als notwendig stehen lassen und abdecken", so der Rat des LBV. "Außerdem sollte man Kindern nach dem Eis oder Kuchen die Hände, Wangen und den Mund abwischen."

Wenn sich die Wespen am heimischen Esstisch auf der Terrasse oder Balkon zu willkommen fühlen, "kann es helfen, sie mit einer Wassersprühflasche zu bespritzen". Das täuscht Regen vor, den Wespen nicht mögen. "Vermeiden sollte man es, nach den Wespen zu schlagen oder sie anzupusten." Denn: "Eigentlich sind Wespen friedlich, doch dieses Verhalten kann sie in Alarmbereitschaft versetzen." Auch das Magazin "Öko Test" hat kürzlich Tipps gegen Wespen-Gewusel veröffentlicht. Die "schlechte" Nachricht: "Ein Allheilmittel gegen die summenden Plagegeister gibt es nicht."

Diese Düfte mögen sie nicht

Auch "Öko Test" bezieht sich auf die Empfehlung vom LBV in Sachen Sprühnebel. Aber Obacht: Die Flasche sollte frei von Reinigungsmitteln sein. Ein weiterer Ratschlag, allerdings mit Einschränkung: "Wenn Sie süße, reife Trauben aufschneiden und in ein paar Metern Entfernung platzieren, lenkt das die Tiere von den verlockenden Düften auf dem Tisch ab." Diese Abwehrmethode sei aber mit etwas Vorsicht zu genießen. "Sie könnte nämlich den unangenehmen Nebeneffekt haben, dass noch mehr Wespen angeflogen kommen, weil die Trauben gar zu verführerisch duften."

Was Wespen "Öko Test" zufolge nicht mögen: Citrus-, Nelken- oder Teebaumöl. In der Not könne man auch diese Hausmittelchen versuchen: Knoblauchzehen aufschneiden und in der Nähe platzieren. Auch ein Basilikum-Topf ist nicht der beste Freund von Wespen, so "Öko Test". Ein kurzer Basilikum-Versuch der AZ auf der heimischen Terrasse zeigt, dass sich zumindest eine Wespe dadurch nicht vertreiben ließ und gar die grüne Deko direkt anflog. Es gesellten sich aber auch nicht mehr der Insekten dazu.

Diese Bußgelder drohen

Was Wespen dagegen mögen und was man dementsprechend meiden sollte: Bunte Kleidung oder farbige Tischdeko, besser: unauffällig weiß. Auch Deos und Cremes mit Parfüm könnten für die Insekten anlockend wirken.

Übrigens: Wer wildlebende Tiere fängt, verletzt oder tötet "ohne vernünftigen Grund", kann gemäß dem Bußgeldkatalog Umweltschutz bestraft werden. Das Bußgeld kann zwischen 35 bis 5000 Euro liegen, wie das LfU der AZ in Zusammenhang mit Wespen mitteilt. "Gemäß Kapitel 5, Abschnitt 3, Nr. 36 und 37 des Bußgeldkatalogs wird die Geldbuße für besonders beziehungsweise streng geschützte Arten anhand des wirtschaftlichen Werts der jeweiligen Art festgelegt."

Was bei Stichen hilft

Die Krankenkasse AOK empfiehlt dieses Vorgehen:

  • Wenn der Stachel noch in der Haut steckt, sollte er mit einer Pinzette, dem Fingernagel oder einer EC-Karte entfernt werden. Nicht die Stelle ausdrücken, sondern wegkratzen. Ein Quetschen sollte demnach vermieden werden, da sich das Gift aus dem Stachel weiter unter der Haut verbreiten würde.
  • Danach: kühlen! Mit kaltem Wasser, Eiswürfel oder kühlenden Gels oder Umschlägen.
  • Wenn die Hand oder der Fuß betroffen sind, hilft es, diese hochzulagern. 
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.