Werkschließung in Bayern: 1400 Stellen in Würzburg in Gefahr

Die Krise in der Autobranche greift um sich: Das Brose-Werk in Würzburg könnte schließen. Was die Gründe sind und wie die IG Metall sich dagegen wehren will.
von  Maximilian Neumair
Das Brose-Werk in Würzburg. Laut dem Unternehmen soll der Standort "defizitär" sein.
Das Brose-Werk in Würzburg. Laut dem Unternehmen soll der Standort "defizitär" sein. © Brose

Würzburg – Die Belegschaft von VW ist mit einem blauen Auge davongekommen. Doch die Einschläge in der Automobilbranche werden nicht weniger – selbst bei den Zulieferern: Erst das unter anderem in München ansässige Bosch, wenig später Schaeffler in Franken und im Dezember kündigte auch das ebenfalls dort sitzende Brose an, Stellen bis Ende 2025 streichen zu müssen.

Von 700 Arbeitsplätzen war damals die Rede, 120 davon in Würzburg.

IG Metall: "Eine Standortschließung wäre Vertragsbruch"

Nun will das Unternehmen prüfen, das Werk in Würzburg komplett zu schließen, wie die Gewerkschaft IG Metall am Dienstagnachmittag durch einen Aushang im Werk erfahren hat. Das bestätigte Brose auf Nachfrage der AZ.

Bis zu 1380 Menschen könnten ihren Job verlieren. Bis wann das Werk geschlossen werden soll, sei noch unbekannt, sagt Sabine Witte, IG-Metall-Unternehmensbetreuerin bei Bose in Würzburg, der AZ.

Klar ist für die Gewerkschaft: "Eine Standortschließung wäre Vertragsbruch", sagt sie. Bis Ende 2026 gilt der Tarifvertrag, der betriebliche Kündigungen ausschließt. Notfalls will die Gewerkschaft laut eigenen Angaben die Rechte vor Gericht durchsetzen.

Werkschließung würde Region wirtschaftlich schwächen

"Brose ist einer der größten Arbeitgeber in der Industrie in Würzburg", sagt Witte. Die Gewerkschaft fürchtet um die wirtschaftliche Stabilität der Region, denn mit dem Stellenabbau ginge auch ein Kaufkraftverlust einher. Das würde sich wiederum auf Einzelhandel und Handwerk auswirken.

Als Grund für die Standortschließung nennt Brose, dass alle Kosten gesenkt werden müssten, um wieder Wettbewerbsfähigkeit herzustellen – darunter fällt auch die "Reduzierung unserer weltweiten Standorte".

Weiter heißt es: "Deshalb hat sich der Verwaltungsrat auch mit der Konzentration unserer drei fränkischen Kapazitäten befasst." Es würden Synergiepotenziale ermittelt – das heißt im Klartext: Brose will prüfen, ob es davon wirtschaftlich profitiert, Unternehmensteile zusammenzulegen. Also nur noch die Standorte in Coburg und Bamburg/Hallstadt zu erhalten.

Standort sei "zunehmend defizitär"

Manche könnten ihren Job demnach behalten: "Für den Fall einer Schließung wird Mitarbeitern aus der Administration eine Übernahme angeboten."

Dass es ausgerechnet Würzburg trifft, liegt laut Brose daran, dass der Standort "zunehmend defizitär" sei. Die IG Metall will laut Witte prüfen, inwiefern die Zahlen über den Standort Würzburg das hergeben. "Wir schnappen gerade alle nach Luft, weil das so überraschend kam", sagt die Gewerkschafterin.

Sie rät den Beschäftigten, nicht voreilig Aufhebungsverträge zu unterschreiben und bietet die Beratung der IG Metall an.

Diesen Donnerstagmorgen lädt der Betriebsrat zu einer Versammlung ein, um die Belegschaft umfassend zu informieren. Die IG Metall will zusätzlich für Samstag einen Demonstrationszug durch die Innenstadt von Würzburg organisieren. Das Motto: "Würzburg wehrt sich! Brose-Aus? Wir lassen das nicht zu!"

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