Wer hätte das gedacht: Nürnberger sind Deutschlands Geld-Meister!

Experten haben herausgefunden: So wenige Privatinsolvenzen wie in der Noris gibt’s in keiner anderen Großstadt  
von  Peter Budig
Die Nürnberger sitzen auf ihrem Geld – und geraten deshalb seltener in finanzielle Schwierigkeiten.
Die Nürnberger sitzen auf ihrem Geld – und geraten deshalb seltener in finanzielle Schwierigkeiten. © dpa

NÜRNBERG 50 Kandidaten – ein Sieger! Nürnberg ist unter den geprüften Großstädten der Auskunftei Bürgel die Kommune mit den wenigsten Privatinsolvenzen! Dies hat das Männermagazin „Men’s Health“ in ihrer aktuellen Ausgabe herausgefunden. Aufmerksame Zuhörer von Günther Beckstein hätten es geahnt: Der Ministerpräsident a. D. aus Nürnberg wird ja nie müde, Bescheidenheit und Fleiß als Kerntugenden des Mittelfranken zu loben.

Die Untersuchungsergebnisse der Auskunftei Bögel (Slogan: „Die Bonität ihrer Geschäftspartner beurteilen“) spiegeln einerseits das klassische, bekannte Nord-Süd-Gefälle wider, enthalten aber auch handfeste Überraschungen. Ganz unten in der Tabelle im privaten Pleitegehen stehen – die Bremer (371 Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner)! Es folgen Leipzig (364), Osnabrück und – hallo? – Augsburg (345) im strebsamen Bayerisch-Schwaben.Karlsruhe, betuliche badische Beamtenstadt, hätte niemand auf Rang 46 (345) erwartet, auch Freiburg (Rang 45/311), wohlhabende Stadt im Süden des reichen Baden-Württemberg, hätten viele besser als Nürnberg getippt. Dass Stuttgart (Rang 8/157) eine geringe Pleitegängerquote hat, ist einleuchtend – aber München (Rang 4/150) ist noch besser! Mit 137 Privatinsolvenzen pro 100.000 Einwohner ist Nürnberg der Klassenprimus. Leben wir also in Dagobert-City?

Experten raten: Nicht bis zuletzt warten

Sind Franken clevere Kapitalismus-Enten, die Vermögen scheffeln und auf ihrem Geld sitzen? „Vielleicht hat es ja etwas mit dem tiefgreifenden Wandel Nürnbergs von der Industrie- zur Dienstleistungsstadt zu tun. Die Menschen sind dadurch vorsichtiger geworden. Sie agieren nicht so risikofreudig bei der Kreditaufnahme“, mutmaßt Stefan Schindler vom Vorstand der Sparda-Bank Nürnberg.

Michael Weinhold, Leiter der Schuldner- und Insolvenzberatung der Stadt Nürnberg (ISKA), ist skeptisch, ob die Zahlen bei genauem Hinsehen diese Interpretation hergeben: „Ob jemand in die Privatinsolvenz geht, hängt von vielen Faktoren ab. Ein Beispiel: Der Gesetzgeber legt eine außergerichtliche Beratung vor dem Verfahren fest. Wenn der Termin sich verzögert, geht man formell nicht insolvent. Aber die finanzielle Situation wird nicht besser,“ versucht Weinhold Licht ins komplizierte Geschehen zu bringen.

Weinhold weiter: Laut Schufa, die verschiedene relevante Daten vergleicht (Konto, Kredite, unbezahlte Rechnungen, nicht bediente Kredite, geplatzte Handyrechnungen), ist Nürnberg nicht so gut platziert. „Arbeitslosigkeit, Scheidung und Krankheit sind bei Älteren die Armutsrisiken; bei Jüngeren oft unkontrollierter Konsum“, so der städtische Schuldnerberater. Seine dringende Empfehlung: Nicht bis zuletzt warten, möglichst früh die kostenlose Beratung aufsuchen! 

ISKA: Informationen und Beratungstermine: Tel. 0911/ 244630

 

 

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