Wenn der Valentinstag völlig Wurst ist...
Der Rittersbacher Metzger Claus Böbel verschickt deftige Liebesgrüße aus Franken in alle Welt.
ROTH „Monika, ich brauch’ noch zwanzig Wörscht“, ruft Metzgermeister Claus Böbel seiner Frau zu, die mit dem hausgemachten Kartoffelsalat beschäftigt ist. „Mir ham kanne mehr“, kommt es zurück. Diese Mitteilung hinterlässt einen enttäuschten Kunden. Jeden Tag werden 25 bis 30 Kilogramm der prämierten Würste in der „Manufaktur Böbel“ in Rittersbach (Landkreis Roth) frisch hergestellt. Metzger Bögel führt den traditionsreichen Familienbetrieb mit Kreativität und Humor – er hat den witzigen „Wurstbrief“ erfunden.
Kam ihm die originelle Idee mit dem Wurstbrief im verflixten siebten Ehejahr? „Wir wollten einfach mal etwas anderes machen“, sagt Claus Böbel und schaut seiner Monika tief in die Augen. Prototyp war ein Brief als Geburtstagskarte mit eingeschweißten Bratwürsten und Adressaufkleber, der im Stuttgarter Raum verschickt wurde. Je nach Anlass können individuelle Motive bestellt werden. Ein Renner ist die „Cervelatblume“, die sich für jede Gelegenheit eignet – oder das Herz mit Widmung und „Käsepfeil“.
Lasst Würste sprechen!
Was seine größte gestalterische Herausforderung war? Ein Liebesbrief, auf mehrere Tage verteilt mit wechselnden Wurstsorten, nicht zu vergessen die „Wurst-Prinzessin". Ein schlichter Anbandelungsgruß gehört zum Tagesgeschäft. Böbels Liebesgrüße fliegen inzwischen bis Teneriffa und Kasachstan. Der findige Metzger wartet noch auf einen Heiratsantrag, den er gestalten und dann auf den Weg bringen darf.
Zum heutigen Valentinstag ist immerhin das Motiv „Ich liebe Dich“ aus zwei verschlungenen Wurstherzen, grober Mettwurst und fränkischer Bratwurst hitverdächtig. „Wer die Brat- und wer die Mettwurst ist, das müssen die Liebenden schon selbst entscheiden“, amüsiert sich der Erfinder.
In Fragen zu seinem eigenen Liebesleben hält sich der Metzger eher bedeckt. Ob er seiner Monika zum Valentinstag etwas schenkt, wird mit einem entschiedenen „immer" beantwortet und ihren Kose-namen verrät er schon gar nicht. „Für Dich soll's rote Bratwürst regnen“ – gibt es nicht so ein ähnliches Lied? Für Schüchterne bietet sich „Sag's durch die Wurst“ an. Und für die Romantiker unter uns heißt es nur: „Lasst Würste sprechen!“
Claudia Böning