Weniger Verkehrstote in Bayern - aber mehr Unfälle

München - Die Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle in Bayern ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken.
Starben 2018 noch 618 Menschen auf den Straßen im Freistaat, waren es 2019 nur noch 541, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Donnerstag in München sagte. "Das ist der niedrigste Stand der Verkehrstoten in Bayern seit Beginn der Unfallaufzeichnungen vor mehr als 60 Jahren."
Auch bei den knapp 67.100 Verletzten habe es einen deutlichen Rückgang von fast fünf Prozent gegeben. Insgesamt aber stieg die Zahl der registrierten Unfälle auf rund 416.600. "Das ist eine Steigerung von 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr und gut 18 Prozent mehr als 2011", sagte Herrmann.
Seither sei allerdings auch die Einwohnerzahl in Bayern um knapp sechs Prozent und die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge um fast 16 Prozent gestiegen.
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Überhöhte Geschwindigkeit bleibt Hauptursache für Unfälle
Die meisten Menschen sterben nach wie vor auf den Landstraßen. Allerdings ging die Zahl der Todesopfer dort ebenfalls zurück - besonders signifikant unter den Motorradfahrern. Mit gut einem Viertel ist eine zu hohe Geschwindigkeit Hauptursache aller Unfälle.
"Die Vernunft sagt es uns schon lange, und jetzt zeigt uns auch die neu vorliegende Statistik, dass es an der Zeit ist, Tempo 130 einzuführen", kommentierte die SPD-Landtagsfraktion. Auch die Missachtung der Vorfahrt führte zu vielen Todesfällen.
40 Menschen starben wegen Alkohols am Steuer. Das ist ein deutlicher Rückgang zum Vorjahr, allerdings wurden insgesamt etwas mehr Alkoholunfälle registriert. 23 000 betrunkene Fahrer wurden im vergangenen Jahr angezeigt.
Unfallzahlen in Bayern: Polizei lobt jugendliche Fahrer
Ein großes Lob verteilte Landespolizeipräsident Wilhelm Schmidbauer an die Jugend: Unter den Heranwachsenden sei es inzwischen weit verbreitet, an Partyabenden einen Fahrer zu bestimmen, der dann auch wirklich nichts trinke. Von den Todesopfern saßen 46 Prozent in einem Auto, 21 Prozent waren Motorradfahrer, 14 Prozent Radfahrer, elf Prozent Fußgänger und vier Prozent Lkw-Insassen.
Während die absoluten Zahlen bei allen anderen Gruppen zurückging, blieb sie bei den Radfahrern konstant. Die Radler verursachten zwei Drittel aller Unfälle mit ihrer Beteiligung selbst, etwa durch Stürze, Radeln entgegen der Fahrtrichtung oder Trunkenheit.
Polizei: Hohe Zahl an Pedelec-Unfällen
Auch wenn Herrmann sich mit dem ursprünglich erst für das nächste Jahr angepeilten Rückgang auf unter 550 Todesopfer sehr zufrieden zeigte, will die Polizei in diesem Jahr die Verkehrssicherheit mit gezielten Maßnahmen weiter erhöhen.
Dazu gehören verstärkte Kontrollen auf Geschwindigkeit, Alkohol und Drogen. Auch Motorrad- und Lasterfahrer sowie Gurtmuffel rücken verstärkt ins Visier. Außerdem sollen laut Herrmann "all diejenigen, die keine Knautschzonen mit viel Metall um sich haben" etwa durch verbesserte Verkehrsführung, aber auch durch Aufklärungsmaßnahmen besser geschützt werden. Besonders die hohe Zahl der Pedelec-Unfälle ist der Polizei ein Dorn im Auge.
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