Weniger Fluglärm in Nürnberg: Jets landen im Segel-Flug

Die neue Anflugtechnik ist seit einiger Zeit im Einsatz. Schutzzonen werden neu berechnet, für Anwohner gibt's Spezialfenster
NÜRNBERG Eine gute Nachricht für die Anwohner des Nürnberger Flughafens: Der Fluglärm nimmt seit Jahren nicht mehr zu. Und das, obwohl die Zahl der Flugbewegungen steigt. Ein Grund dafür ist der Abzug der lauten Frachtjets, deren Starts und Landungen den Menschen rund um den Airport den Schlaf geraubt haben. Aber auch ein neuartiges Verfahren sorgt für mehr Ruhe – immer mehr Jets landen im Segel-Flug.
Zwei Tage lang beschäftigte sich die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Fluglärmkommissionen (AdF) mit dem aktiven Lärmschutz. „Es geht dabei darum, den Lärm an seiner Quelle zu bekämpfen“, so AdF-Chef Thomas Jühe.
Dazu gehört etwa die Umrüstung von alten Flugzeugen. Durch Modifikationen an den Triebwerken der Boeing 737 kann deren Lärm fast halbiert werden. Am Frankfurter Flughafen wird auch getestet, ob eine Verlagerung der Anflugrouten über weniger dicht besiedeltes Gebiet die Lärmbelastung der Menschen verringern kann. Dazu ist aber eine spezielle Anflugtechnik mit teurer satellitengestützter Navigation nötig.
„Wir wollen erst die Tests in Frankfurt abwarten, bevor wir überlegen, ob diese Technik auch für Nürnberg sinnvoll ist“, sagte Renate Blumenstetter, die Chefin der Nürnberger Fluglärmkommission.
Mehr verspricht sie sich vom leisen Anflug. Die Triebwerke drehen sich dabei im Leerlauf, der Jet gleitet wie ein Segelflugzeug zur Landebahn. Das ist leise und spart Sprit. „Das können 10 bis 15 Prozent Ersparnis sein“, erläuterte Airport-Sprecher Reto Manitz. Deshalb haben auch die Fluglinien Interesse an dieser Landetechnik, die in Nürnberg seit einiger Zeit möglich ist.
Normalerweise steigen Flugzeuge in Stufen ab. Weil sie zwischen den einzelnen Sinkflug-Abschnitten aber die Höhe halten müssen, geben die Triebwerke weiterhin Schub. „Im kontinuierlichen Sinkflug ist das nicht nötig“, so Manitz. Die Sicherheit sei trotzdem gegeben. Darauf achteten die Fluglotsen im Tower an erster Stelle.
Und noch eine Neuerung wird es geben: Die Lärmschutzzonen werden neu berechnet. Deshalb kann es sein, dass künftig weitere Anwohner des Airports Schallschutzfenster bekommen. „Allerdings wird es wohl noch bis Mitte 2011 dauern, bis die Berechnung der neuen Zonen für Nürnberg vorliegt“, so Blumenstetter.
Michael Reiner
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