Welle der Solidarität mit jüdischen Mitbürgern

Nach der antisemitischen Gewalt in Halle zeigen sich viele Bayern solidarisch mit ihren jüdischen Mitbürgern. Eine Menschenkette um die Synagoge in München soll symbolisieren, wie viel Bayern am Schutz der jüdischen Menschen liegt. Söder will eine härtere Gangart.
von  dpa
Markus Söder (CSU), Bayerns Ministerpräsident, trägt in der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg eine Kippa. Foto: Lino Mirgeler/dpa
Markus Söder (CSU), Bayerns Ministerpräsident, trägt in der Synagoge der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg eine Kippa. Foto: Lino Mirgeler/dpa © dpa

Nürnberg/München (dpa/lby) - Nach dem antisemitisch motivierten Anschlag von Halle haben gesellschaftliche Kräfte in Bayern ihre Solidarität mit den in Deutschland lebenden Juden bekundet. Am Freitagabend bildete sich vor der Synagoge in München eine Menschenkette mit mehreren hundert Teilnehmern, darunter Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU). Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte zuvor bei einem Besuch einer jüdischen Gemeinde in Nürnberg gefordert, der Staat müsse mit größerer Entschlossenheit gegen Antisemitismus vorgehen.

Würzburgs Bischof Franz Jung zeigte sich bestürzt über die rechtsgerichtete Gewalt in Sachsen-Anhalt. "Der Anschlag in Halle macht mich sehr betroffen und zeigt, wie schnell die Saat der Gewalt aufgeht", heißt es laut Bistum in einem Schreiben Jungs an den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Jung betonte demnach: "Wir stehen zusammen angesichts rechter Gewalt." Der Angriff in Halle sei für ihn wie eine Bestätigung, dass die Polizei bestens ausgerüstet sein müsse.

Söder kündigte in Nürnberg an, der Freistaat werde den Polizeischutz vor Synagogen deutlich ausbauen. Es brauche aber auch schärfere Gesetze mit harten Strafen gegen den Antisemitismus. "Wir müssen viel mehr tun", sagte Söder. Er habe großes Verständnis dafür, wenn sich Juden in dieser Situation unsicher fühlten. Halle sei ein "echter Einschnitt". "Es kann nicht sein, dass sich Juden fürchten."

In Halle hatte am Dienstag ein rassistisch motivierter Attentäter versucht, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur eine Synagoge zu stürmen. Der Versuch misslang. Im Umfeld des jüdischen Gotteshauses erschoss der Täter aber eine 40 Jahre alte Frau und einen 20-Jährigen. Mehrere weitere Menschen wurden verletzt. Der Attentäter sitzt in Untersuchungshaft.

Der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg, Jo-Achim Hamburger, erklärte, die Ereignisse von Halle seien für viele Juden in Deutschland nicht überraschend gekommen, sondern hätten sich aufgrund zunehmender antisemitischer Tendenzen abgezeichnet.

Söder forderte dazu auf, den Anfängen zu wehren. "Aus bösen Worten werden irgendwann auch böse Taten", sagte der Ministerpräsident und forderte die AfD dazu auf, sich von Björn Höcke zu trennen. Die Schriften des Thüringer AfD-Fraktionschefs seien in Teilen nicht von Adolf Hitlers "Mein Kampf" zu unterscheiden. "Die AfD kann sich nicht bürgerlich nennen wollen und Leute wie Herrn Höcke hofieren."

Aigner erklärte bei der Menschenkette in München laut eines vorab verbreiteten Redemanuskriptes: "Was in Halle geschah, ist das Gegenteil von dem Versprechen: "Nie wieder"", sagte Aigner. Das Versprechen habe sich abgenutzt. Jüdische Repräsentanten und Einrichtungen würden täglich mit übelstem Hass verbal bombardiert. "Wir müssen uns eingestehen: Es ist für jüdische Menschen in unserem Land ungemütlich geworden", sagte Aigner laut Manuskript. An der Solidaritätsaktion auf dem Jakobsplatz vor der Synagoge nahm auch der frühere Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU) teil.

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