Weiter – mit von Heesen

Am Ende des Tages, das ist die Lieblingsfloskel von Trainer Thomas von Heesen, war es nach dem 0:2-K.o. gegen Schalke zappenduster geworden beim Club. Abstieg, der siebte. Rekord. Manager Bader und der Trainer sollen nun den Neuaufbau planen.
NÜRNBERG Glückwunsch, ihr Kicker von der traurigen Gestalt. Der Tristesse zum Trotz verspricht Manager Martin Bader dem geschundenen Anhang eine „Aufbruchsstimmung“, alles zu tun „für den sofortigen Wiederaufstieg.“ Mit von Heesen? Mit Bader?
Am Sonntag Vormittag tagte ab 10 Uhr das Präsidium und der bis auf Markus Söder (urlaubt in der Türkei) und Oberbürgermeister Ulrich Maly (auf dem Vortrag des Dalai Lama in der Arena) komplette Aufsichtsrat in Roths Arotel in Eibach über den beiden Planstellen. Ergebnis nach drei Stunden scharfer Analyse: „Wir sind sicher, mit Bader und von Heesen eine Mannschaft zusammenzustellen, die in die Bundesliga zurückkehren wird“, ließ Präsident Michael A. Roth wissen.
Die AZ wägt Pro und Kontra der weiteren Zusammenarbeit mit von Heesen ab.
Für den 46-Jährigen spricht die Tatsache, dass ihm 1998 als Trainer und 2004 als Sportdirektor mit Bielefeld gleich zweimal die Rückkehr ins Oberhaus gelang. Dank konzeptioneller Planung, akribischer Suche auf dem Transfermarkt mit einer außerordentlichen Trefferquote. Unter anderem bei den Ex-Fürthern Heiko Westermann und Christian Eigler. Und dank einer Mischung aus Typen wie „Terrier“ Rüdiger Kauf, dem Unterfranken Bernd Korzynietz oder dem filigranen Stürmer Sibusiso Zuma. Ab 1. Juli 2005 tauschte von Heesen den feinen Zwirn wieder mit dem Trainingsanzug, warf vor 15 Monaten nach Differenzen mit der Führungsetage die Brocken auf der Alm hin.
Wenn von Heesen das Zepter des Handelns selbst oder mit in der Hand hielt, dann hatte er Erfolg. „Am Ende des Tages“ war freilich auch er „bitter enttäuscht“ mit seiner Bilanz beim Club: 15 Punkte in 15 Spielen.
Mit einer Mannschaft, „die ich nur übernehmen konnte, die aber eigentlich über ausreichend Qualität für die Erste Liga verfügte“. Nichtsdestotrotz: „Ich habe meinen Vertrag bis 2009 voller Überzeugung unterschrieben. Und dieser Verpflichtung werde ich auch nachkommen, wenn sich der Verein seine Gedanken gemacht hat.“ Was am Sonntagvormittag geschehen ist. Pro von Heesen.
Gegen ihn spricht: Während auch die Komplettversager ihren Übungsleiter loben, hat der Trainer bei den Fans einen ganz schweren Stand. Direkt nach Spielschluss forderten sie lauthals und wütend gegen die Glasscheibe des Pressebereichs hämmernd den Kopf des 46-Jährigen. Weil er auf sie unsympathisch und arrogant wirkt, er sie mehrfach vom Training aussperrte, ihr Club unter von Heesen zu einer sterilen, unnahbaren Truppe mutierte. Stehen die Anhänger nicht bedingungslos hinter einem Trainer, wie einige die Realität verklärenden Fans noch immer hinter Hans Meyer, dann steht die Aufbruchsstimmung auf einem recht porösen Fundament.
Markus Löser