"Weißbier-Index" mit düsterer Konjunkturprognose
Die Aussichten sind schlecht. Risiken "enorm", Unsicherheit "enorm" und die Lage schwierig. Wolfram Hatz, Präsident der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw), hatte gestern bei der Vorstellung des sogenannten "Weißbier-Index" keine guten Nachrichten zu überbringen.
Der Index ist gegenüber dem Herbst um vier Punkte auf 126 gesunken, der Prognose-Index Wachstum sank auf 97 - ein Minus von 21 Punkten und damit unter dem langjährigen Durchschnitt, wie Hatz sagte.
Fachkräftemangel wird immer spürbarer
Einzig der Beschäftigungs-Index, der die gegenwärtige Lage widerspiegelt, verbesserte sich von 127 auf 142, der Prognose-Index für diesen Bereich sank aber bereits leicht von 144 auf 142 - der Fachkräftemangel schlägt immer mehr zu. Möglicherweise müsse es Lohnanpassungen geben, sagte Hatz.
Von einer Krise in die nächste - das gilt auch für die bayerische Wirtschaft. Die erhoffte Erholung wurde im vergangenen Jahr durch Lieferkettenprobleme und Materialmangel gebremst, wie Hatz schilderte.

Diese Bremsklötze bestehen weiterhin, die No-Covid-Politik in China steuere ihren Teil zur Verschärfung der Lage bei, immer noch fehlen Mitarbeiter wegen Corona-Erkrankungen, und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine tut ein Übriges - "er trifft unsere Unternehmen in einer ohnehin sehr schwierigen Phase", sagte Hatz.
Energie- und Rohstoffpreise seien nochmals massiv gestiegen. Industrie, Bau und Handwerk seien besonders vom Materialmangel betroffen, "spürbar ist er aber in nahezu allen Wirtschaftsbereichen".
Hohe Inflation führt zu weniger Konsum
Ein Aufholprozess werde dagegen in "konsumnahen" Bereichen wie Tourismus und Gastronomie erwartet. Doch eine Kehrseite gibt es natürlich: "Es hat sich Konsum aufgestaut, der während der Pandemie nicht möglich war. Allerdings zehrt die hohe Inflation einen großen Teil der Kaufkraft auf und belastet den Konsum deutlich", so Hatz.
Anstatt einer klaren Prognose, wie sie im Herbst noch mit einem Wachstum von 3,4 Prozent gemacht worden war, entwarf die vbw nun drei mögliche Szenarien: Bei einer "Basis"-Version würde das BIP in Bayern bei einer moderaten Erholung in der zweiten Jahreshälfte um 1,8 Prozent steigen.
Embargo für russisches Erdgas hätte "gravierende Folgen"
Ein zweites Szenario rechnet mit keiner Entspannung bei den Lieferketten und einer Rückkehr von Corona-Maßnahmen im Herbst, was zu einem Wachstum von 1,2 Prozent führen würde. Bei einem Lieferstopp für russisches Erdgas dagegen erwartet die vbw eine Rezession und "gravierende Folgen".
Hatz forderte zudem eine längere Laufzeit für Atomkraftwerke, mehr Leitungen für Windkraft von Norden nach Süden sowie einen Stopp von Belastungen durch EU-Vorgaben.