Weil er mit der Presse sprach: Regierung feuert Flüchtlings-Arzt

Dr. Werner Kainzinger arbeitet seit Jahren in einer Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge am Fliegerhorst in Fürstenfeldbruck. Nun wird ihm gekündigt – wohl, weil er mit der Presse gesprochen hat.
Ruth Schormann |
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Im April demonstrieren Asylbewerber vor dem Rathaus in Fürstenfeldbruck. Werner Kainzinger hat jahrelang als Arzt in der Unterkunft geholfen.
Stadt Fürstenfeldbruck/privat/AZ Im April demonstrieren Asylbewerber vor dem Rathaus in Fürstenfeldbruck. Werner Kainzinger hat jahrelang als Arzt in der Unterkunft geholfen.

Fürstenfeldbruck - Immer wieder ist es in den vergangenen Monaten und Jahren zu Tumulten rund um die Erstaufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge am Fürstenfeldbrucker Fliegerhorst, kurz Fursty, gekommen.

Asylbewerber demonstrierten gegen die Sicherheitskräfte, gegen die Verpflegung und ihre Lebensbedingungen generell – sie zogen bis vors Rathaus. Einer, der sich in der Erstaufnahmeeinrichtung auskennt, ist Werner Kainzinger, ein HNO-Arzt im Ruhestand. Er engagiert sich seit Jahren in der Erstaufnahme-Einrichtung, kümmert sich um die medizinische Versorgung der rund 1.000 Bewohner.

Mit "Focus Online" hat Kainzinger über die Probleme im Fursty geredet, er wollte erklären, wie man die angespannte Lage auf dem ehemaligen Fliegerhorst-Gelände lösen könnte.

Das scheint der Regierung von Oberbayern, dem Betreiber der Unterkunft, sowie dem Dienstleister MKT, den die Regierung mit der medizinischen Versorgung beauftragt hat, missfallen hat. Die Folge: Kainzinger erhält Ende April einen Brief, er darf die Fursty-Flüchtlinge nicht mehr behandeln. Seit dem 1. Mai wurde er nicht mehr eingeteilt, sagt er der AZ.

So wollte Kainzinger die Verhältnisse verbessern

Die Begründung: Dadurch, dass sich Kainzinger mit den Journalisten vom "Focus" unterhalten hat, habe er gegen eine Vereinbarung mit besagtem Dienstleister MKT gebrochen. Das ist Kainzinger durchaus bewusst, sagt er zu "Focus Online". Doch ein fader Beigeschmack bleibt. Kainzinger sagt, er habe trotz der Vereinbarung mit MKT mit der Presse gesprochen, er wolle nicht, "dass man kritische Stimmen mundtot" macht. Kainzinger hatte auch Lösungen vorgeschlagen, um die Situation der Asylbewerber in Fürstenfeldbruck zu entspannen.

Zum Beispiel meinte er, Abschiebungen sollten nur noch tagsüber durchgeführt werden, um den psychischen Druck der Bewohner zu mindern. Dass über 1.000 Menschen das Areal des Ex-Luftwaffen-Stützpunkts zusammen bewohnen müssen, hält er für eine zu hohe Belegung. Nach dem Schreiben gab es kein Gespräch mehr, schildert der Arzt der AZ. Er meint, die Betriebsleitung des MKT habe nur vorgeschoben, dass die Regierung ihnen "nahegelegt" hat, Kainzinger zu kündigen. So schildert es ein Sprecher des Dienstleisters dem "Focus".

Als Begründung für die Kündigung stütze man sich auf eine Beschwerde über den Arzt. Worin diese besteht, weiß Kainzinger nicht. "Den Nachweis der Beschwerde ist man mir schuldig geblieben", sagt Kainzinger. Er will nun zum Abschluss der Sache das Gespräch mit der Regierung suchen.

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