Weihnachtsmann auf Vormarsch: Sieht's Christkind bald alt aus?
MÜNCHEN - Christkind-Brauchtum ade: Der protestantische Weihnachtsmann läuft dem bayerischen Locken-Geschöpf langsam den Rang ab. Doch es gibt auch vehemente Kämpfer für eine „weihnachtsmannfreie Zone“ - mit ersten Erfolgen.
Man muss es ja nicht gleich so drastisch machen wie gerade erst der argentinische Erzbischof Fabriciano Sigampa. Der verteufelte den Weihnachtsmann als „fetten roten Mann“, der in der christlichen Weihnacht nichts zu suchen habe. Erzbischof Marx drückte das diplomatischer, aber nicht minder deutlich aus. Und damit ist die Frage auf dem Tisch: Wie halten es die Münchner an den Festtagen: Christkind – oder Weihnachtsmann?
„Wir brauchen nicht den bärtigen, alten Mann im roten Filzkostüm, den die Industrie erfunden hat, um an unser Geld zu kommen“, meint Marx. Sein Sprecher Bernhard Kellner legte am Dienstag im AZ-Gespräch nochmal nach, wetterte: „Der Weihnachtsmann ist ein seelenloses Industrieprodukt, das wir ablehnen.“
Doch offenbar ist der Weihnachtsmann auch bei uns unaufhaltbar auf dem Vormarsch. „Wir sind am Heiligen Abend ab späten Mittag so gut wie ausgebucht“, berichtet etwa Anuschka Laub vom Jobcafé, das Nikoläuse und Weihnachtsmänner vermittelt. Gefragt ist bei den Familien nicht der einheimische Nikolo, „zum großen Teil“ wollen die Eltern einen zugereisten Weihnachtsmann – vermutlich gehören ja auch die Besteller zu den mehr als 60 Prozent zugezogenen Münchnern. Mindestens 59,90 Euro müssen sie – je nach Kinderzahl – für einen Auftritt mit Singen, Vorlesen und Geschenkeverteilen anlegen. Das Geschäft brummt.
Ist das Christkind bei uns also ein Auslaufmodell? Hat es dem neumodischen Schlappmützen-Träger nichts entgegenzusetzen? Das darf nicht sein – sagt etwa der Bayerische Trachtenverein. Dort will man sich zwar nicht an einer Hexenjagd auf den Zuwanderer beteiligen. Aber man bezieht klar Position: „Auch der Weihnachtsmann hat seine Berechtigung. Aber nicht in unserem Kulturkreis.“
Eher unfreiwillig, aber um so überzeugender legte OB Christian Ude ein Bekenntnis pro Christkindl ab. Er wurde jüngst am „verrückten Telefon“ von Radio Charivari von einem Kanzlerinnen-Double reingelegt. Die Botschaft der falschen Bundeskanzlerin Angela Merkel: Im Zuge des neuen Bundesweihnachtsgesetzes (BWG) werde das Christkind zugunsten des Weihnachtsmannes komplett abgeschafft. Ude empört: „Das seh’ ich jetzt nicht ein!“
Auch das Bonifatiuswerk der Katholiken kämpft vehement für eine „weihnachtsmannfreie Zone“ – und hat dabei schon erste Erfolge: etwa in Form des Schoko-Nikolaus, der schon in vielen Supermärkten liegt – statt des Weihnachtsmannes.
Rudolf Huber
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