Wegen Touri-Ansturm: Wie Mega-Staus zwischen Tirol und Bayern verhindert werden sollen

Bad Tölz/Achenkirch - Das Nervigste am Reisen ist, wenn es nicht vorangeht. Egal ob das Flugzeug nicht abhebt, die Bahn steht – oder eben das Auto im Stau. Viele, die in den Faschingsferien nach Österreich mit dem Auto fuhren, können das sicher bezeugen.
Stau zwischen Bayern und Tirol zog sich bis zum Sylvensteinspeicher
Die Staus, die sich an den beiden Samstagen der Faschingsferien ergeben haben, waren jedoch gewollt: Mit sogenannten Dosierampeln kurz vor der Grenze zwischen Bayern und Tirol soll der Verkehr über die Achenseestraße entlastet werden. Das gemeinsame Projekt der Landkreise Bad Tölz-Wolfratshausen, Miesbach und der Tiroler Landesregierung wurde zunächst probeweise getestet. Am ersten Samstag zog sich der Stau noch bis über den Damm des Sylvensteinspeichers hinaus auf der B13. Schon beim zweiten Test blieben derartige Autoschlangen aus.
Gerade zu Ferien- und Urlaubszeiten ist die als Achenseestraße bekannte B181 stark befahren. Stärker als bislang angenommen: "Überraschend war, dass die Autofahrer in dieser Menge durch unseren Landkreis in Richtung Achensee gefahren sind", sagt Josef Niedermaier, Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, der AZ.
"Erhöhte Lärm- und Feinstaubbelastung" plagt die Anwohner
Die Route ist aber auch deshalb so beliebt, weil sich so die Autobahnmautkosten auf österreichischer Seite sparen lassen. Auf Kosten der Anwohner, die mit vom Stau verstopften Straßen zu kämpfen haben. Die Folge für Anrainer: "erhöhte Lärm- und Feinstaubbelastung" sowie "längere Arbeits- und Alltagswege", wie das Land Tirol auf Nachfrage der AZ mitteilt.
Doch die Ampeln sind nicht dazu gedacht, Touristen von Tirol fernzuhalten, stellt Ingrid Schneider, Geschäftsführerin des Verbands der Tiroler Tourismusverbände (VTT), im Gespräch mit der AZ klar.
"Das Pilotprojekt mit der Dosierampel wurde eingeführt, um als verkehrsregulierende Maßnahme die Lebensqualität der Einheimischen und die Aufenthaltsqualität urlaubender Gäste zu verbessern", sagt sie. "Dabei geht es in erster Linie nicht um eine Frage der Quantität, sondern um eine bestmögliche Regulierung im Sinne der Qualität." Wenngleich die Dosierampeln zunächst Staus verursachen, sollen sie insgesamt den Verkehr flüssiger machen. Sie sind als Abschreckung gedacht, die B181 zu nehmen – und gleichzeitig ein Anreiz, auf der Inntalautobahn A12 via Kufstein zu bleiben.

"Eine Tagesvignette ist für Pkw mit wenigen Klicks online um 8,60 Euro erhältlich. Zehn Tagesvignetten gibt es zudem um 11,50 Euro", werben der Tiroler Bezirkshauptmann Michael Brandl sowie die bayerischen Landräte in einer gemeinsamen Erklärung für den Kauf.
Dosierampeln als Lösung? "Meine Forderung bleibt bestehen"
Der VTT hält die Dosierampeln für eine gute Möglichkeit, um den Verkehr sowohl für Einheimische als auch für Touristen zu verbessern. "Die Kommunikation von alternativen Anreiseoptionen oder -routen ist in diesem Zusammenhang von besonderer Bedeutung", sagt Geschäftsführerin Schneider.
Daher gibt es nun auch vor der Grenze auf der Autobahnabfahrt in Holzkirchen Hinweistafeln mit dem Appell, die Autobahn zu nutzen. Für den Bad Tölzer Landrat Niedermaier noch nicht genug: "Meine Forderung bleibt hier bestehen, dass direkt noch an der Autobahn auf die Anreise auf der Autobahn verwiesen wird und nicht erst, wenn die Leute schon heruntergefahren sind." Die beteiligten Landkreise zeigen sich jedoch insgesamt zufrieden. "Die Dosierampel hat zweckgemäß funktioniert", resümiert etwa der Tiroler Bezirkshauptmann Brandl nach Auswertung der Daten aus den ersten beiden Testtagen.

Die geplanten Ampeln sind jedoch nicht nur für die Tiroler nützlich. So teilt das bayerische Ministerium für Tourismus auf Nachfrage der AZ mit: "Im Ergebnis profitieren die bayerischen Urlaubsorte im Tegernseer und Tölzer Raum davon, wenn Urlaubsgäste und Tagesausflügler mit Ziel Österreich die Urlaubsregionen nicht als Ausweichstrecke nutzen."
An den ersten beiden Samstagen in den Osterferien (23. und 30. März) sollen die Testphase abgeschlossen und die Daten final ausgewertet werden. Dann zeigt sich, wie gut die Chancen stehen, dass der Stauwahnsinn nach Tirol ein Ende findet.