Wegen Morddrohung: Pfarrer tritt zurück

Nachdem er sich öffentlich gegen rechtspopulistische Meinungsmache ausspricht, erhält der aus dem Kongo stammende Pfarrer von Zorneding Morddrohungen. Jetzt ist er zurückgetreten.
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Die katholische Pfarrkirchen von Zorneding. Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wird die Gemeinde verlassen.
Die katholische Pfarrkirchen von Zorneding. Pfarrer Olivier Ndjimbi-Tshiende wird die Gemeinde verlassen. © dpa/AZ

Nachdem er sich öffentlich gegen rechtspopulistische Meinungsmache ausspricht, erhält der aus dem Kongo stammende Pfarrer von Zorneding Morddrohungen. Jetzt ist er zurückgetreten.

Zorneding – Die oberbayerische Gemeinde Zorneding kommt nicht zur Ruhe: Erst ist die Führungsspitze des CSU-Ortsverbandes wegen fremdenfeindlicher Äußerungen in die Schlagzeilen geraten, jetzt tritt auch noch der örtliche Pfarrer zurück, weil er Morddrohungen erhalten hat.

Der aus dem Kongo stammende Geistliche Olivier Ndjimbi-Tshiende hatte sich vor einiger Zeit klar gegen die rechtspopulistischen Äußerungen der ehemaligen CSU-Ortsvorsitzenden Sylvia Boher gestellt. Wie die „Ebersberger Zeitung“ schreibt, hatte es daraufhin schriftliche und mündliche Morddrohungen gegen den 66-Jährigen gegeben.

Der Pfarrer selbst erklärte am Ende des Sonntagsgottesdienstes, er werde die Gemeinde zum 1. April verlassen und neue Aufgaben übernehmen. Grund dafür seien unter anderem „Erfahrungen der letzten Zeit“. Mehr wollte er dazu nicht sagen und verwies auf das Ordinariat.

 

Nächste Eskalation nach rechten Äußerungen der CSU-Ortsvorsitzenden

 

Der Rücktritt des Pfarrers ist eine neuerliche Eskalation innerhalb der katholischen Kirchengemeinde von Zorneding. Im November vergangenen Jahres hatte die CSU-Ortsvorsitzende Sylvia Boher in einem Partei-Mitteilungsblatt unter anderem geschrieben, dass Bayern derzeit von Flüchtlingen überrannt werde und es sich um eine regelrechte Invasion handele. Migranten aus Eritrea bezeichnete sie außerdem als Militärdienstflüchtlinge.

Der örtliche Pfarrgemeinderat hatte dies aufs Schärfste verurteilt, woraufhin ein CSU-Gemeinderat den Pfarrer als „Neger“ bezeichnete. Der Gemeinderat hatte sich dafür zwar entschuldigt, trat aber dennoch von seinem Mandat zurück. Auch Ortsvorsitzende Boher gab ihren Posten als Ortsvorsitzende auf.

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