Wegen Deutschlandticket: Bayerns Senioren sauer auf Verkehrsminister Wissing

Ab 1. Mai 2023 ist das Deutschlandticket gültig. Dass es nur online zu erwerben sein soll, stößt bei vielen Senioren auf Kritik.
von  André Wagner
Ein Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof.
Ein Regionalzug der Deutschen Bahn fährt durch einen Bahnhof. © Jonas Walzberg/dpa/Symbolbild

München - Seit Donnerstag ist es amtlich: das Deutschlandticket – oder auch 49-Euro-Ticket – wird kommen. Das beschloss der Bundestag, der der Finanzierung des Tickets grünes Licht gab. Ab 1. Mai können mit dem Deutschlandticket zum monatlichen Preis von 49 Euro bundesweit Busse und Bahnen im Nah- und Regionalverkehr, jedoch nur in der 2. Klasse, genutzt werden. 

Fahrten mit  Fernverkehrszügen (ICE, IC und EC) sowie privaten Verkehrsunternehmen wie z.B. Flixbus oder Flixtrain sind vom 49-Euro-Ticket allerdings (mit Ausnahmen) ausgeschlossen.

Vorgesehen ist ein digital buchbares, monatlich kündbares Abonnement, das über die DB-Vertriebskanäle wie bahn.de und DB Navigator (App) abgeschlossen werden kann.

Deutschlandticket nur online erwerbbar: Senioren sauer auf Wissing

Doch genau diesen Punkt nimmt die Landesseniorenvertretung Bayern e.V. (LSVB) zum Anlass für Kritik. Die Tatsache, dass das Deutschlandticket nur online erhältlich sein soll, bezeichnet der Verein als "skandalös" und "diskriminierend".

Er weist in einer Pressemitteilung daraufhin hin, dass laut einer repräsentativen Erhebung nur 13 Prozent der über 65-Jährigen in der Lage seien, einfach Behördengänge online zu erledigen. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass 87 Prozent der älteren in Bayern lebenden Menschen das Deutschlandticket gar nicht oder nur unter erschwerten Bedingungen erwerben können.

"Der von Bundesverkehrsminister Volker Wissing vorgelegte Entwurf […] sieht lediglich ein digitales Deutschlandticket vor. Das ist skandalös und eine Diskriminierung aller 'Offliner‘', und damit vieler älterer Menschen", so Franz Wölfl, Vorsitzender des LSVB.

Scholz sollte Wissing die "rote Karte" zeigen

Wölfl fordert die bayerische Seniorenministerin Ulrike Scharf dazu auf, Wissing davon in Kenntnis zu setzen, dass rund ein Viertel der Bevölkerung in Deutschland älter als 65 Jahre sei und aus diesem Kreis nur jeder zweite auch das Internet nutzen würde.

Wölfl weist darauf hin, dass, um ein gesellschaftliches Abhängen der älteren Menschen zu verhindern, eine dauerhafte Lösung gefunden werden muss, dass Deutschlandticket auch in analoger Form und ohne große Formalien erwerben zu können. Andernfalls müsste Bundeskanzler Olaf Scholz seinem Verkehrsminister die "rote Karte" zeigen.

Noch ist offen, in welcher Form konkret das Deutschlandticket erhältlich sein wird. Bisher war die Rede von einem rein digitalen Ticket, allerdings soll es – zumindest bei der Münchner Verkehrsgesellschaft – sowohl in der Form eines Handytickets als auch als Chipkarte erhältlich sein.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.