Warum mag Seehofer Nürnberg nicht mehr?

Eröffnung des sanierten Schauspielhauses und Festakt im Memorium: Der bayerische Ministerpräsident fehlt bei den wichtigen Terminen der Stadt
von  Abendzeitung
Seehofer fehlt beim Festakt im Saal 600, in dem die Nürnberger Prozesse stattfanden.
Seehofer fehlt beim Festakt im Saal 600, in dem die Nürnberger Prozesse stattfanden. © dapd

Eröffnung des sanierten Schauspielhauses und Festakt im Memorium: Der bayerische Ministerpräsident fehlt bei den wichtigen Terminen der Stadt

NÜRNBERG Es war ein glanzvoller Abend. Am Montag letzter Woche bejubelten 500 Ehrengäste das neue Nürnberger Schauspielhaus. In Zeiten knapper Kassen, wo andernorts Theater von der Schließung bedroht sind, haben die Stadt und der Freistaat damit ein deutliches Ausrufezeichen für die Kultur gesetzt. Die Promis aus Politik und Kultur ließen sich beim Festakt dafür feiern. Nur einer fehlte: Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU). Mag er die Nürnberger nicht mehr?

Dabei wäre das eine gute Gelegenheit gewesen, bei den Franken zu punkten. Schließlich bezahlt der Freistaat die Hälfte der förderfähigen Kosten. Und der Umbau hat 38 Millionen Euro gekostet. „Ich kann nicht nachvollziehen, dass er sich so eine Gelegenheit entgehen lässt“, kommentierte ein hoher CSU-Mann aus Nürnberg. Zumal dann mit Kunstminister Wolfgang Heubisch ein FDP-Mann das Lob einheimsen konnte.

Und auch den nächsten Positiv-Termin in Nürnberg lässt sich Seehofer durch die Lappen gehen: Zur Eröffnung des Memoriums Nürnberger Prozesse am 21. November schickt er seine Justizministerin Beate Merk (CSU). Auch hier hätte sich Seehofer feiern lassen können. Denn auch hier bezahlt der Freistaat die Hälfte der Baukosten von rund fünf Millionen Euro.

Seehofer hat „Parteitermine“, hieß es

„Das sind beides wichtige Termine“, gibt ein Sprecher Seehofers gegenüber der AZ zu. Allerdings sei der Regierungs-Chef an beiden Tagen schon langfristig verplant.

Während in Nürnberg das Schauspielhaus eröffnet wurde, diskutierte Seehofer im Kuppelsaal der Staatskanzlei zum Thema „Demokratie mutig gestalten – im Spannungsfeld von Extremismus, Globalisierung und Digitalisierung“. „Die Veranstaltung in der Reihe ,Dialog unter der Kuppel’ war schon lange terminiert. Außerdem wird sie vom Bayerischen Rundfunk auf BR-Alpha übertragen“, rechtfertigte der Sprecher. Beim Festakt zur Eröffnung des Memoriums, zu dem unter anderem auch der deutsche und der russische Außenminister kommen, habe Seehofer „Parteitermine“, hieß es.

Schon Ende August verprellte der Ministerpräsident die Schausteller, als er nicht – wie ursprünglich versprochen – zur Eröffnung des Nürnberger Herbstvolksfestes kam. Stattdessen besuchte er zuvor die Eisenbahn-Jubiläumsfeier „Nächster Halt Fürth“ in der Kleeblattstadt. Und bei seinen Parteifreunden kam nicht gut an, dass er heuer den traditionellen CSU-Ball schwänzte.

Allerdings: Im Dezember wird Seehofer in Nürnberg sein – bei der Sternstunden TV-Gala. Wobei es ihm dabei wohl aber weniger um Nürnberg, als um die Millionen Zuschauer an den Bildschirmen gehen dürfte.

Michael Reiner

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