Warum kaufte die Quelle-Erbin jetzt ein Haus für 25 Millionen?
Die Firma ICN mit 35 Mitarbeitern kümmert sich ausschließlich um die Verwaltung der Schickedanz- Immobilien. Erst letzte Woche erwarb sie ein Luxus-Bürogebäude.
NÜRNBERG Der Konzern pleite. Die Aktien wertlos. Sogar das Elternhaus ist verpfändet: Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz (65), einstige Multi-Milliardärin, ist schwer unter die Räder gekommen. Doch vom Sozialfall ist die Tochter von Konzerngründer Gustav Schickedanz und seiner zweiten Ehefrau Grete offenbar noch ein gutes Stück entfernt.
In der Bärenschanzstraße, unweit des Justizgebäudes, residiert die Firma Immobilien Consult Nürnberg (ICN). 35 Mitarbeiter kümmern sich dort ausschließlich um die Immobiliengeschäfte der Erben von Gustav Schickedanz. Sie machen nach eigenen Angaben jährliche Umsätze im zweistelligen Millionenbereich. Die ICN hat auch noch Niederlassungen in Berlin und München.
Handelsregisterauszüge der Amtsgerichte in Nürnberg und Fürth machen deutlich, dass Madeleine Schickedanz über ein Firmengeflecht die eigentliche Hauptgesellschafterin der ICN ist. Hinweise darauf, dass die Firma in das Insolvenzverfahren von Arcandor verwickelt ist, der Dachgesellschaft des Karstadt-Quelle-Konzerns, finden sich in den Insolvenzbekanntmachungen nicht. ICN-Geschäftsführer Dr. Markus Wesnitzer ist derzeit nicht erreichbar. Doch eine Mitarbeiterin von ihm versichert: „Ich glaube, dass wir nicht in das Insolvenzverfahren mit eingebunden sind.“
Hersbruck "bricht ihr das Herz" - aber gewohnt wird in St. Moritz
Ganz schlecht kann es den Immobilienverwaltern der Schickedanz-Erben nicht gehen. Erst vor wenigen Tagen erwarb die ICN in München ein begehrtes Bürohaus („Palais am Obelisken“) in bester Lage. Der Kaufpreis des Luxus-Objekts lag bei über 25 Millionen.
Um den angeschlagenen Arcandor-Konzern aus der Schieflage zu bringen, hatte sich Madeleine Schickedanz auf ein riskantes Geschäft eingelassen. Mit fremden Geld kaufte sie gewaltige Aktienpakete. Sie musste daraufhin einen Großteil ihrer privaten Besitztümer an die Frankfurter Bank Sal. Oppenheim verpfänden, um den Deal, der die Pleite nur hinauszögerte, überhaupt durchziehen zu können. Mit mehr als 200 Millionen steht Schickedanz nach Recherchen des Magazins „stern“ jetzt bei den hessischen Bankern in der Kreide.
„Es bricht mir das Herz, wenn ich mein Elternhaus in Hersbruck verlassen muss“, wird die einzige Tochter aus der Ehe von Gustav und Grete Schickedanz zitiert. Tatsache ist: Madeleine lebte in den letzten Jahren vorwiegend in St. Moritz in der Schweiz. Das Haus, das sie dort besitzt, ist von der Insolvenz nicht berührt. Das ist für die gebeutelte Quelle-Erbin durchaus nicht schlecht. Der „Neuen Züricher Zeitung“ zufolge befindet es sich in der sechstteuersten Wohnlage der Welt. Der Quadratmeterpreis für ein Grundstück liegt bei fast 30.000 Euro. Damit wäre ihr Refugium (2100 Quadratmeter) immerhin mehr als 60 Millionen Euro wert.
Helmut Reister