Warum helfen Sie Ihren Genossen nicht, Herr Maly?

Nach der Europa-Schlappe: Nürnbergs Rathaus- Chef will kein Spitzenamt in der SPD übernehmen: „Als OB bin ich der Überparteilichkeit verpflichtet.“
NÜRNBERG Nach dem schlechten Abschneiden der bayerischen SPD bei den Europawahlen kritisiert Nürnbergs OB Ulrich Maly (SPD) seine Partei: „Die SPD ist immer zu stark vom Programm geprägt. Sie begeistert aber zu wenig auf der emotionalen Ebene.“ Allerdings will er sich trotzdem nicht intensiver in die Parteipolitik einmischen. Warum helfen Sie Ihren Genossen nicht, Herr Maly?
Schließlich hat er bei der letzten OB-Wahl im März des vergangenen Jahres 64,3 Prozent der Stimmen geholt. Die SPD erreichte mit dem Rückwind seiner Beliebtheit 43,2 Prozent, ist damit stärkste Fraktion im Rathaus. Das sind Werte, von denen die Nürnberger SPD, die bei der EU-Wahl gerade mal auf magere 20,8 Prozent kam, sonst meilenweit entfernt ist. Und auch die BayernSPD (12,9 Prozent bei der EU-Wahl) könnte den Schub eines nicht nur in Franken populären und über die Grenzen der Stammwählerschaft hinaus anerkannten Politikers gut gebrauchen.
„Ich bin im Bundesvorstand meiner Partei, im Landesvorstand und im Landespräsidium aktiv“, wiegelt Maly ab. „Mehr geht auch zeitlich nicht. Als Oberbürgermeister bin ich außerdem zur Überparteilichkeit verpflichtet“. Zudem stehe die große Koalition im Rathaus einem ausgeprägteren parteipolitischen Engagement entgegen.
„Ich halte Frank-Walter Steinmeier für einen guten Kandidaten"
Maly setzt auf einen Personalwechsel in der SPD und die junge Parteiriege, speziell den stellvertretenden Landeschef Florian Pronold. „Er ist ein politisches Talent, das dran bleiben und seine Sache gut machen wird, da bin ich überzeugt davon.“ In den Verhandlungen in der großen Koalition in Berlin sei Pronold gereift. „Er ist nicht mehr der ganz wilde Juso. Der Flori kann das!“
Maly ist über das schlechteste Ergebnis seiner Partei nach 1945 in Bayern noch immer verzweifelt. Zwar habe sich die Partei immer schwer getan, die Wähler für Europa zu mobilisieren. Das allein reiche als Erklärung für das Ergebnis von 12,9 Prozent aber nicht aus. „Es ist merkwürdig, dass wir nicht von der Schwäche der konservativen Parteien profitiert haben, und sich die Menschen in einer Krise, welche die Handschrift der Sozialdemokraten benötigt, nicht der SPD zuwenden“, sagt er.
Deutlich weist Maly jedoch einen Zusammenhang zwischen Europa- und Bundestagswahl zurück: „Man sollte nicht glauben, dass die Menschen zu blöd sind, zu wissen, worüber sie gerade abstimmen“. Er sei weiterhin zuversichtlich, was die Bundestagswahl angehe. „Ich halte Frank-Walter Steinmeier für einen guten Kandidaten und das werden die Menschen schon noch merken.“ mir/rhb