"Hatten wir schon immer im Kopf": Warum diese DAV-Hütte auf fleischlos umstellt

Die Hütte der DAV-Sektion München hat ab dem Sommer eine neue Speisekarte. Warum die Betreiber den Schritt hin zum Vegetarischen gehen und was es künftig geben wird.
Rosemarie Vielreicher |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
13  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern.
imago 2 Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern.
Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern.
imago 2 Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern.

Es ist die erste Hütte der Münchner DAV-Sektion, die Fleisch ganz von der Speisekarte streicht: Das Heinrich-Schwaiger-Haus in Österreich auf 2802 Metern wird ab der kommenden Sommersaison (ab 15. Juni) nur noch vegetarische Gerichte anbieten.

"Wir stellen auf vegetarisch um. Milch und Eier etwa gibt es weiterhin, aber eben kein Fleisch mehr", sagt die Hüttenwirtin Kerstin Heimberg (36) der AZ. Sie betreibt die Hütte zusammen mit ihrem Partner Åke Thamer (35).

Die Idee hatten sie schon länger

Die Idee hatten sie schon länger: "Wir hatten schon immer im Kopf, eine vegetarische Hütte zu führen." Jetzt, in ihrer dritten Saison im Heinrich-Schwaiger-Haus, ist es soweit. Der deutsche Alpenverein (DAV) München und Oberland befürwortet das ausdrücklich, wie Sprecher Markus Block im Gespräch mit der AZ sagt.

Die DAV-Hütte wurde nach dem Münchner Seilermeister Heinrich Schwaiger benannt und liegt nach Angaben des Alpenvereins auf der Salzburger Seite des Nationalparks Hohe Tauern. Sie ist "eingebettet zwischen den Hochgebirgsstauseen in Kaprun und dem Großen Wiesbachhorn".

Heimberg nennt als Gründe für die neue vegetarische Ausrichtung auch Klima- und Umwelt-Aspekte, "die wir komplett unterstützen". Aber auch die Logistik wird für die Pächter dadurch erleichtert, "weil man deutlich flexibler planen kann und wir unsere Kühlkapazitäten gezielter nutzen können."

Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern.
Das Heinrich-Schwaiger-Haus ist eine Berghütte der Sektion München des Deutscher Alpenvereins im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern. © imago

Eine Materialseilbahn gibt es nicht, sie sind auf die Belieferung durch Hubschrauber angewiesen - oder müssen Waren zu Fuß nach oben schleppen.

Nur wenige Flugtermine pro Saison

Sie erklärt das aufwendige Prozedere: "Wir sind auf 2802 Metern Höhe und liegen in der Kernzone des Nationalparks Hohe Tauern. Das ist einerseits wunderschön, hat aber den Nachteil, dass wir durch den Nationalpark nur wenige Flugtermine pro Saison vorgegeben bekommen."

Und jetzt kommt's: Nur dreimal im Jahr könnten Hubschrauber Waren nach oben fliegen. "Für die Versorgung kommt letztendlich nur der Juni-Termin infrage", sagt sie.

Dann "fliegen wir maximal viel hoch, aber Kartoffeln und Zwiebeln zum Beispiel kann man nur rund einen Monat lagern, länger halten sie nicht." Ab Juli tragen sie demnach regelmäßig Lebensmittel nach oben, im August mindestens dreimal die Woche, sagt Heimberg.

Kaspressknödelsuppe und Käsespätzle 

Was wird sich jetzt konkret ändern? Die Tageskarte sei ohnehin schon weitgehend vegetarisch gewesen. "Es gab nur noch Würstl und den Speck auf der Jausenplatte." Abends bei gebuchter Halbpension sei noch Fleisch serviert worden. Damit ist nun Schluss.

Was es in dieser Sommersaison geben wird? Etwa die Klassiker Kaspressknödelsuppe (8,50 Euro), Käsespätzle mit Röstzwiebeln (14,50 Euro) und Kaiserschmarrn (14,50 Euro) sowie wechselnde Tagessuppen (9,50 Euro). Auch die Jausenplatte (16 Euro) wird weiterhin serviert, aber eben nicht mehr mit Speck, sondern mit Käse und veganen sowie vegetarischen Aufstrichen.

Abends bei Halbpension kann es etwa Currys, Quiche oder Schweizer Kartoffelkuchen geben. Die Halbpension (Frühstück und Abendessen) für Erwachsene kostet 45 Euro.

Viel Wert auf Klimaschutz

DAV-Sprecher Markus Block sagt, dass auch die Sektion viel Wert auf den Klimaschutz und die positiven Effekte durch vegetarische Ernährung legt: "Wir haben uns als erste Sektion vor drei Jahren im Rahmen eines Mitgliederbeschlusses zum Ziel gesetzt, bis 2030 klimaneutral zu werden." Bei internen Veranstaltungen und Kursen würden überwiegend vegetarische Gerichte angeboten. Deswegen sagt er: "Es ist die erste Hütte, die komplett auf vegetarisch umstellt. Wir unterstützen das aktiv."

Heimberg sagt über die ersten Reaktionen auf die Neuerung: "Es gibt viele Likes, auch viele Kommentare. die einen fallen positiv aus, die anderen negativ. Aber das war uns von Anfang an klar, dass es polarisiert." Es sei aus ihrer Sicht einerseits eine Frage der Generation. Andererseits: "Das Thema Essen ist total emotional aufgeladen." Sie ist aber davon überzeugt, dass auch Besucher, die gern Fleisch essen, etwas auf der neuen Speisekarte finden werden.

Menschen kommen, um die Berge zu genießen

Block sagt zudem: "Die Hütte ist eine unserer höchstgelegenen. Man kommt nur zur Fuß hoch. Die Menschen kommen in der Regel nicht hierher, um einen Schweinebraten zu essen, sondern um die Berge zu genießen und die Gipfel zu besteigen."

Gerade auch die junge Generation sei vermehrt unterwegs. "Die wollen nicht unbedingt nachmittags ein Wammerl", so Block.

  • Themen:
Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
  • Gelegenheitsleserin vor einer Stunde / Bewertung:

    @Red-Zeppelin
    "Fleischesser werden hier doch ausgegrenzt und diskriminiert."

    Dürfen Fleischesser keine Kaspressknödel, Kässpätzle oder Kaiserschmarrn essen?
    Das wäre mir neu - und ich bin selber eine, die gerne Fleisch ist ...

  • Gelegenheitsleserin vor 2 Stunden / Bewertung:

    Da auch Nicht-Vegetarier auf "nicht-vegetarischen" Hütten ausgesprochen gerne Kaspressknödel, Käsespätzle oder Kaiserschmarrn essen, verstehe ich die Aufregung nicht.
    Es steht doch sicher nichts auf der Karte, was ein Nicht-Vegetarier nicht essen könnte oder dürfte ...

  • FRUSTI13 vor 2 Stunden / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Gelegenheitsleserin

    Vielleicht stört auch nur die Bevormundung?

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.