Warum die Schilder im bayerischen Seebruck nun auch lateinisch sind

Der Parkplatz heißt hier "Area Vehiculorum", das Rathaus "Aedes Magistri Urbis" und der Sportplatz "Campus Athleticus". In Seebruck im Landkreis Traunstein sind die Ortsschilder neuerdings zweisprachig, auf Deutsch – und auf Latein.
"Ein Römer, der in unserer Zeit landet, soll sich hier in Seebruck auch auskennen", sagt Björn Puscha, der die Schilder übersetzt hat. Und gleichzeitig sollten die lateinischen Schilder für die Leute, die vorbeigehen, verständlich sein, meint der Kabarettist und Bühnenlateiner.

Nach Südtiroler Vorbild
Beauftragt hat den studierten Latinisten Christiane Lindlacher, die Leiterin der Tourismusinformation in Seebruck – die sich passenderweise in der Römerstraße 10 befindet. Vor zwei Jahren sei Lindlacher neu in den Ort gekommen und als sie "diesen Schilderwald" sah, sei sie auf die Idee mit den zweisprachigen Schildern gekommen, sagt sie – nach dem Vorbild von Südtirol.
Nur eben hier auf Lateinisch statt Italienisch: Seebruck hat schließlich eine römische Vergangenheit. In der Antike hieß Seebruck "Bedaium" und war ein bedeutender Ort, der an der wichtigen Fernstraße zwischen Salzburg und Augsburg lag.
Römeraffiner Ort Seebruck
Im Rathaus des römeraffinen Ortes stieß Lindlacher mit ihrer Idee sogleich auf Begeisterung und so stehen nun schon rund 30 zweisprachige Schilder herum, mit weißer Schrift auf rotem Hintergrund, darunter "Nuntiatio Periegetica" (Touristinfo), "Museum Romanorum" (Römermuseum), "Medicus" (Arzt), "Argentaria" (Bank).

Die Schilder sollen auch Touristen in den Ort locken: Die Gemeinde hat – auch heute noch – viel Durchgangsverkehr. Im August durchquerten alleine 2000 Radler den Ort, wie der "Radlzählrömer", eine Messstation am Chiemseerundweg, festgehalten hat. Diese Radler will die Gemeinde mit den Schildern in den Ort holen – vielleicht werden sie auch so auf das Römermusem aufmerksam, meint Lindlacher.
Schilder sind begehrt
So wie es aussieht, wird Puscha die Arbeit erst einmal nicht ausgehen: Immer mehr Geschäfte im Ort wollen nun auch eigene lateinische Schilder. Der Fahrradladen und der Friseur zum Beispiel. Letzterer wird den Namen "Tonsor" bekommen, sagt Puscha, die Bezeichnung für den Herrenfriseur im Römischen Reich.
Manche Begriffe seien schon etwas schwieriger zu übersetzen, da es zu damaliger Zeit noch keine Entsprechung gab. In diesen Fällen muss Puscha kreativ werden. Zum Beispiel beim Minigolfplatz – dem "Campus Pilamallei Minimi".

Jahrhundertelang sei Latein wahnsinnig streng und unzeitgemäß gelehrt worden. Diese Strenge werde der Schönheit der Sprache nicht gerecht, sagt Puscha der Abendzeitung – die er als "Acta vespeterina" übersetzen würde. Abendliche Berichte. Ein Römer wisse dann sogleich Bescheid, worum es sich hier handle.