Warum der Wolf in Bayern gefährlich lebt: Was nun gefordert wird

München - Die Bauern wollen ihn nicht haben, die Jäger offenbar schon – zumindest im Jagdrecht. Die Rede ist vom Wolf. Wegen des Schutzrechts dürfen die Tiere derzeit nicht bejagt werden. Sie reißen aber immer wieder Nutz- und Weidetiere und sind deshalb vielen Landwirten ein Dorn im Auge. Besonders in der Almwirtschaft ist die Sorge groß, denn Herdeschutzmaßnahmen wie Zäune sind dort nur schwer umsetzbar. Zugleich ist die Artenvielfalt dort sehr groß und in Gefahr, sollten Landwirte ihre Tiere nicht mehr auf die Almen treiben.
Wölfe in Bayern: Erster Schritt zu Populationsmanagement?
Eine solche Änderung im Jagdrecht, wie sie in Niedersachsen bereits der Fall war, wäre der erste Schritt hin zu einem "Wolfsmanagement", um die Population in bestimmten Grenzen zu halten. Die Union hatte einen entsprechenden Vorschlag in den Bundestag eingebracht, in Bayern plädieren auch die Freien Wähler dafür. Denn an der Frage, ob der Wolf noch in einem Zustand ist, der den Schutz rechtfertigt, scheiden sich die Geister. Die Tiere vermehren sich exponentiell. Die Sorge vieler Almbauern ist groß, dass sich Rudel ansiedeln mit entsprechend großem Nahrungsbedarf. Naturschützer bezweifeln dies.
Am Landesjägertag des Bayerischen Jagdverbands (BJV) beschloss der Verband am Wochenende zudem, dass die Jäger künftig auch fürs Wolfsmonitoring zuständig sein sollen. Derzeit liegt das beim Landesamt für Umwelt (LfU), dem viele Bauern misstrauen. Immer wieder kommt es dort zu Fällen, bei denen Bauern auf eigene Kosten DNA-Gutachten von Rissen fertigen lassen. Im Chiemgau ist die Situation sogar so eskaliert, dass eigens ein Ansprechpartner des LfU benannt wurde. Der Vorwurf vieler Landwirte: Das LfU würde mauscheln. Zu viele Naturschützer säßen in der Behörde. Der Vorwurf hält sich hartnäckig.
Debatte um Obergrenze für Wolf in Bayern
"Unsere Jägerinnen und Jäger sind die Experten für unser Wild", sagt BJV-Präsident Ernst Weidenbusch. Einer "Obergrenze" widerspricht hingegen klipp und klar der Bund Naturschutz (BN) Bayern. "Wir sehen diese als vorrangige staatliche Aufgaben an und nicht die eines jagdlichen Interessenverbandes", so Christine Margraf, Artenschutzexpertin des BN zur AZ.
Der BN lehne es deshalb kategorisch ab, dass der BJV diese Aufgaben übernimmt und auch noch finanziert bekommt. Die Naturschützer plädieren hingegen für Herdenschutzmaßnahmen, besonders für Schafe und Ziegen.