Warnung vor der Made im Speck

Mit seiner Hochzeitsoper schürte das Quartett LaLeLu in Fürth die Silvester-Stimmung.
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Vor dem Ja-Wort wird gewarnt: LaLeLu war in Fürth.
LaLeLu Vor dem Ja-Wort wird gewarnt: LaLeLu war in Fürth.

NÜRNBERG - Mit seiner Hochzeitsoper schürte das Quartett LaLeLu in Fürth die Silvester-Stimmung.

Zunächst mal platzten Luftballons, was die Stimmung bekanntlich zuverlässig hebt, und auch ein spitzer Refrain-Reim wie „Auf die Busen in den Blusen“ kam der Silvester-Laune im Fürther Theater sehr direkt, quasi frontal entgegen. Aber dann rappelte sich das Hamburger LaLeLu-Quartett, das die Musik-Comedy in ein imaginäres Travestie-Opernformat stemmen will, energisch hoch und bot (an zwei Abenden) eine ziemlich ulkige Show.

Im Vergleich etwa zu Frankens amtierenden A-cappella-Meistern Viva Voce, die zu gleicher Stunde einen Nürnberger Silvesterball illustrierten, sind die hanseatischen „Gesangskomiker“ (drei Herren, eine Lady) der ausufernd juxenden Szene mehr verpflichtet. Sie wollen Blickfang zum Ohrenklingeln und schaffen das, nach gewisser Orientierungsphase, sehr beeindruckend.

„Nimm mich!“ steht über der dialogfrei an Song-Girlanden aufgehängten Geschichte, die auf einer Single-Börse spielt und drei gegenläufige Typen (der Macho-Proll, der Porsche-Fahrer und der schmächtige Kellner) um die Gunst der einzig verfügbaren Braut konkurrieren lässt. Wenn sie, zu Beginn des zweiten Teils, ganz in Weiß und ohne Blumenstrauß schniefend an der Rampe steht, zieht ein vielstimmig spottendes „Ooooh“ über alle Ränge. Genau so war’s gedacht.

Die Vorstellung, die ungefähr so begann wie so manches sommerliche A-Cappella-Gastspiel in der Katharinenruine endet, findet zu unverwechselbar originellen Einfällen, etwa wenn der dringliche Ratschlag „Heirate nie ohne Ehevertrag“ mit all den albträumerischen Vorstellungen einer fremdgehenden Gattin als „Made im Speck“ zum kunstvollen Madrigal entwickelt wird. Dazu lassen die auch tänzerisch elastischen Comedyanten immer wieder Disco und Oper, Show-Revue und Gassenhaudrauf diabolisch zusammenprallen, dass Funken und Fetzen fliegen.

„Nimm mich!“ mag nicht für jeden silvesterseligen Operettenfan die wahre Alternative gewesen sein, aber die jubelnde Mehrheit kannte wohl die erweiterte Schlager-Philosophie „Nimm mich bitte so wie ich bin“. Da wird LaLeLu zum Glücksfall. D.S.

Am 10. Mai kommt LaLeLu mit dem neuen Programm „Große Kunst. Für sehr viel Geld“ nach Erlangen.

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