Wandern in den Bayerischen Alpen: Fünf Touren mit spektakulärer Aussicht

Das Motto seines Wanderführers sei schon immer seine stärkste Motivation beim Bergsteigen gewesen, schreibt Mark Zahel im Vorwort von "Panoramawege und Aussichtsberge Bayerische Alpen" (Rother, 16,90 Euro).
Und es stimmt, jeder Bergsteiger kennt das erhebende Gefühl, wenn sich nach einem schweißtreibenden Aufstieg plötzlich eine weitläufige Landschaft, Gipfel, Almen, Seen vor dem eigenen Auge auffächern.

Die 50 Touren in dem Buch seien eine Sammlung seiner persönlichen Highlights, schreibt Zahel weiter. Und als Leser glaubt man's gern! Wer durch das Buch blättert, hat sicherlich wenig später seine Wanderstiefel geschnürt, die Stecken eingepackt und los geht's!
Fünf Touren aus dem Führer dürfen wir Ihnen hier vorstellen. Wer etwas sehen will, muss auch aufsteigen wollen, ein bisschen knackig wird's also. Trittsicherheit sollte der Bergsteiger ebenso mitbringen. Aber es lohnt sich, allerspätestens am Gipfelkreuz!
Spitzstein, 1.596 Meter: Inntal- und Kaiserblick der Extraklasse
Ausgangspunkt: Sachrang
Strecke: 11 km
Dauer: 5 Stunden
Höhenmeter: 900 (hoch und runter)
Anspruch: leicht

Wegbeschreibung: Vom Parkplatz (1) begeben wir uns in den Ort Sachrang und folgen ab der Kirche dem Bogen einer Forststraße bis zu einer Abzweigung.
Hier nun mit Nr. 213 rechts in vorerst noch aufgelockertem Gelände bergauf, dann in dichteren Wald eintauchend und mit zwei markanten Schleifen zur Lichtung der Mesneralm (2), 1097 m.
Unsere Route wendet sich endgültig nach Westen, kommt allmählich ins größere Almgebiet voran und erreicht dort das Spitzsteinhaus (3), 1252 m. Wenige Gehminuten oberhalb bewirtet auch die Altkaseralm, 1279 m, Gäste mit einer Jause.
Über den Wiesenhang steigen wir weiter gegen den Spitzstein auf, bekommen es im Wald mit Wurzelwerk und leicht felsdurchsetztem Untergrund zu tun und erleben auf dem Gipfel des Spitzstein (4), 1596 m - neben der kleinen Kapelle - die ganz große Aussicht in alle Himmelsrichtungen.
Zurück beim Spitzsteinhaus (3) geht es über die Wiesen direkt gegen Süden abwärts, mit Eintritt in ein Waldstück links eindrehend und zum Höfeweiler Mitterleiten (5), ca. 850 m. Von der Zufahrt schert man kurz darauf rechts aus und gelangt damit vom westlichen Ortsrand her zurück nach Sachrang (1).

Seinskopf, 1.961 Meter: Am westlichen Ausläufer der Soierngruppe
Ausgangspunkt: Wanderparkplatz nahe der Isar in Krün
Strecke: 15,3 km
Dauer: 6.30 Stunden
Höhenmeter: 1.120 (hoch und runter)
Anspruch: mittel

Wegbeschreibung: Vom Parkplatz in Krün (1) über die Isarbrücke und sofort am Waldhang höher. Ein komfortabler Weg zieht rechts haltend über die Stegleiten in die Nähe der Hüttlebachklamm und mit etlichen Kehren weiter zur Verzweigung am Schwarzkopf (2), 1.150 m.
Die Nr. 357 lotst uns bergauf, verläuft zwischen rund 1.300 und 1.400 Metern vorübergehend im Bereich einer Schutt-Zunge, jedoch weiterhin bewaldet und dann nach links abrückend zur Querung des Felsengrabens. Beim Wegweiser "Felsenhüttl" (3), 1.570 m, stößt man auf einen anderen Zugang aus dem Schöttelgraben. Hier knickt unser Steig wiederum bergwärts ab und nähert sich dem Seinskopf damit von der Nordseite. Kammnah wandern wir durch Latschengassen und kommen schließlich in freies Gelände voran. Nach einigen Kehren erreicht man zunächst die westlich abgesetzte Schulter und mit wenigen Schritten den höchsten Punkt am Seinskopf (4), 1.961 m.
Die Fortsetzung unmittelbar am Grat verlangt nun Konzentration und Trittsicherheit, denn der schmale Pfad laviert hier durch abschüssiges Gelände. Es existiert aber auch eine leichtere Variante unterhalb. Auf diese Spur trifft man kurz vor der sogenannten "Schafkehre", 1.867 m.
Während nun mit einem Gegenanstieg der Übergang zur Schöttelkarspitze möglich wäre, wenden wir uns am Sattel in die südseitige Wiesenhangmulde mit vereinzelten Latscheninseln hinab. Zwischendurch nach links querend und danach an einem Geländerücken weiter talwärts. Dabei tritt man vorübergehend in lichten Wald ein, überschreitet später den Kreuzgraben und trifft unten bei der Ochsenalm (5), 1.166 m, auf die Seinsbach-Forststraße. Mit dieser geht es hinaus Richtung Wanderparkplätze.
Bereits kurz davor zweigt rechts die erste Verbindung nach Krün ab (Fahrweg; Nr. 300); schöner ist jene, die näher an der Isar entlangführt (Nr. 302) (6). Die restliche Strecke im Tal misst immerhin noch fast vier Kilometer beziehungsweise ungefähr eine gute Gehstunde bis Krün (1) .

Großer Traithen, 1.852 Meter: Rundkurs durch Schrofengelände und Latschen
Ausgangspunkt: Berggasthof Rosengasse
Strecke: 9,5 km
Dauer: 5 Stunden
Höhenmeter: 920 (hoch und runter)
Anspruch: mittel

Wegbeschreibung: Vom Parkplatz Rosengasse (1) geht es mit Nr. 658 zunächst auf Hartbelag hinauf zur Rosengassenalm. Kurz nach einem Linksschwenk gabelt sich der Weg. Wir schreiten allmählich steiler über die Almwiesen bergauf, treten zeitweilig in Waldbestände ein und kommen nach einer etwas abschüssigen Aufwärtstraverse über einen stark bewachsenen Hang zur Schwelle, die den Traithenkessel verbirgt (2).
Unser Gipfel offenbart sich nordseitig mit einem Abbruch morscher Schrofen. Wir wenden uns an diesem Verzweigungspunkt jedoch nach links, erreichen über einen Wiesenhang den Sattel am "Äserer" (3), 1.566 m, und packen nun den steilen Nordanstieg zur Grathöhe an.
Der Pfad führt durch manchmal felsgespickte Latschengassen (eine Stufe mit Drahtseil) und bringt uns zur Einmündung der Route, die von Osten über den Steilner Grat kommt, und wenige Schritte weiter zum Kreuz am Steilner Joch (4), 1.747 m.
Damit liegt die Kammstrecke zum Hauptziel vor uns: ein wiederum felsdurchsetzter Gang über Latschenwurzeln, zunächst ein wenig abwärts, dann merklich ansteigend zum wenig bedeutenden Unterberger Joch, 1828 m, und durch eine letzte schwach ausgeprägte Kammsenke zur Kulmination am Großen Traithen (5), 1.852 m.
Direkt am Gipfel erfolgt der Einstieg in die Nordflanke, die ebenfalls von einer steilen Gasse durchzogen wird - ganz ähnlich wie am Steilner Joch. Bei Nässe wird es hier schnell rutschig! Später dreht die Route rechts ein und läuft flach ins Weidegelände am Fellalmsattel (6), 1.645 m, aus. Hier liegt linksseitig etwas tiefer die gleichnamige Alm, rechtsseitig zweigt ein Weg in den Traithenkessel ab. Schlägt man diese Option aus, geht es mit einem Gegenanstieg hinauf zum Kleinen Traithen (7), 1.722 m, der nochmals eine interessante Perspektivänderung mit sich bringt.
Der Abstieg auf der Nordseite präsentiert sich allerdings wesentlich grimmiger und stellt womöglich sogar die größte Herausforderung auf dieser Tour dar - mehrere Steilpassagen sind mit Drahtseilen und Bügeln entschärft. Auf der Kammverbindung zum Vogelsang (8), 1.563 m, wandern wir noch eine Weile über Stock und Stein, wobei der Pfad aber sukzessive angenehmer wird. Von der kreuzgeschmückten Aussichtskanzel rückt man dann ostwärts ab und folgt einer markanten Schleife hinunter ins Skigebiet am Oberen Sudelfeld (9), 1.412 m, wo sich auch Walleralm und Speckalm als Einkehrstätten befinden.
Wir achten auf den Wegweiser "Rosengasse", passieren ein Gatter und begeben uns am besten gleich weglos in die steile, grasige Hangmulde hinab - zumal die offiziell markierte Route jetzt recht umständlich verlaufen würde. Nur die obersten 50 Höhenmeter verlangen wirklich Konzentration, anschließend orientiert man sich an der Trasse eines Sessellifts, gelangt durch die Schneise allmählich tiefer und stößt auf den Güterweg bei der Schönaualm. Schließlich mit einigen Kurven zurück zum Gasthof Rosengasse (1).

Risserkogel, 1.826 Meter: Aussichtsfreude im Wallberggebiet
Ausgangspunkt: Parkplatz und Bushaltestelle Hufnagelstube
Strecke: 12,9 km
Dauer: 5.30 Stunden
Höhenmeter: 1.020 (hoch und runter)
Anspruch: mittel

Wegbeschreibung: Von der Hufnagelstube (1) beginnen wir die Tour auf dem Sträßchen Richtung Wallberg, verlassen es nach rund 20 Minuten bei P.1064 und wandern links aufwärts zur Sieblialm (2), ca. 1.150 m, wo der Steig Nr. 617 einsetzt.
Im Wald geht es ziemlich steinig, aber nicht besonders steil weiter. Mit vielen Windungen nähern wir uns der reizvoll gelegenen Riedereckalm (3), 1.470 m, lassen sie knapp links liegen und erreichen über Wiesen den Sattel P.1534 südlich des felsigen Schreisteins.
Hier treten der Risserkogel und vor allem der spektakuläre Blankenstein voll ins Blickfeld. Wir gehen die Hangmulde mit dem unterhalb gelegenen Riederecksee zunächst fast horizontal, dann allmählich ansteigend aus, bewältigen derweil einzelne felsige Stellen und klinken uns von der Hauptspur, die Richtung Blankensteinsattel führt, bergwärts aus.
Nun am Steilhang mit einigen Serpentinen zum latschenbewachsenen Ostgrat empor. Man wechselt auf die Sonnseite und kraxelt schließlich auf schrofigem Untergrund nach einer kurzen Traverse mit gelegentlicher Händeunterstützung recht kernig zum Gipfel des Risserkogels (4), 1.826 m, hinauf.
Der Abstieg folgt zunächst dem langen Westrücken. Nach dem ersten steileren Stück, das durch felsige Latschengassen leitet, nähern wir uns mit geringen Höhendifferenzen dem Grubereck. Noch davor zweigt eine Route über Ableiten- und Schwaigeralm Richtung Kreuth ab (5). Eine weitere Abstiegsmöglichkeit in den Talort ergibt sich, nachdem unser Kammweg - übrigens als Alpenlehrpfad mit einigen Infotafeln angelegt - nach rechts (nordwärts) eingedreht und zu einem Sattel ein paar Meter verloren hat (6).
Im baumbestandenen Kammbereich "Auf der Wurz" stehen noch kurze Gegensteigungen an, ehe man sich entweder für die Überschreitung des Setzberges oder für die ostseitige Umgehung weiterhin auf dem Alpenlehrpfad entscheiden muss.
Diese Traverse leitet zu einem Wiesenabsatz und knickt dahinter markant nach links ab (Achtung: lehmiger Untergrund), um - zuletzt auf besserer Trasse - zum Alten Wallberghaus (7), 1.512 m, hinüberzuqueren.
Für die Rückkehr ins Tal nutzen wir komplett die Almstraße: mit einer ersten Schleife an der Portnersalm vorbei, weiter in den Pfenniggraben und zur Rottachalm. Beim nahen P. 1211 (8) kommt die Trasse von der Röthensteinalm dazu, bevor wir gegen Ende eventuell noch den Siebli-Wasserfall knapp unterhalb besuchen können und die Schritte via P. 1064 zur Hufnagelstube (9) auslaufen lassen.

P. ... was?
P.1064 oder P. mit anderen Ziffern sind sogenannte Höhenkoten. Sie geben beim Wandern die Höhenmeter bezogen auf Normalnull an. P.1064 ist also auf 1.064 Höhenmetern. Haben Sie eine Karte oder einen Höhenmesser dabei, können Sie sich mithilfe dieser Angabe orientieren, wenn es sonst keine Wegmarkierung oder Ähnliches gibt
Dürrnbachhorn, 1.776 Meter: Halbtagestour auf einen Grenzgipfel
Ausgangspunkt: Winklmoosalm
Strecke: 8,2 km
Dauer: 3.15 Stunden
Höhenmeter: 650 (hoch und runter)
Anspruch: mittel

Wegbeschreibung: Auf der Winklmoosalm (1) orientieren wir uns zu Fuß zum oberhalb gelegenen Parkplatz bei der Nostalgiebahn (reserviert für Gäste) und weiter auf der asphaltierten Zufahrt Richtung Dürrnbachalm (2), 1.332 m. Kurz davor können wir uns schon für den "Waldweg" entscheiden oder von der Hütte aus für den offeneren "Wiesenweg", der weiter links verläuft.
Unterhalb der Lembergschneid vollzieht man einen markanten Bogen nach rechts und steuert damit die Bergstation des Sessellifts mit dem Panorama-Wirtshaus (3), 1.610 m, an. Wer es ganz bequem mag, steigt hier erst in die Tour ein.
Das letzte Stück hinauf zum Gipfelkamm führt durch Latschengassen und ist mit vielen Holzstufen trassiert. Der beste Rastpunkt am Dürrnbachhorn (4) liegt bei P.1767, die höchste Stelle etwas weiter bei P.1776. Wir folgen dahinter noch ein paar Minuten dem Kammverlauf, bis uns die Markierung auf den südwärts abstreichenden Rücken lenkt. In lichtem Wald steigt man zum Gimplingsattel (5), 1.528 m, und dann rechts haltend ins Gebiet der sommers bewirtschafteten Finsterbachalm (6), 1.323 m, ab.
Von dort auf dem sachte fallenden Forstweg zurück zum Sträßchen und weiter zur Winklmoosalm (1).
