Wanderer nach neun Stunden tot geborgen
Berchtesgaden - Mit gebrochenen Knochen liegt Norbert R. auf der Raspenhöhe (870 Meter) im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet. Mit letzter Kraft gelingt es dem 52-Jährigen noch, einen Cousin anzurufen. Doch kann er nicht genau sagen, wo er abgestürzt ist. Kurz bevor die Retter das Handy des verunglückten Wanderers anpeilen können, versagt der Handy-Akku. Norbert R. stirbt, obwohl die Retter bereits ganz in seiner Nähe waren.
Norbert R. konnte vor Schmerzen kaum mehr sprechen. Arme und Beine waren gebrochen. Aus eigener Kraft kam er keinen Meter mehr weiter. Doch er hatte sein Handy im Rucksack. Er wählte die Nummer seines Cousin Egon. Dann verständigte er Polizei und Rettungsdienst. Das war gegen elf Uhr vormittags.
Der Abgestürzte konnte kaum Anhaltspunkte geben, wo genau er sich befand. Nach seiner Beschreibung vermuteten ihn die Bergwacht im Bereich der Barmsteine, zweier markanter Felskuppen bei Hallein im Salzburger Land.
Auf österreichischer und bayerischer Seite stiegen Hubschrauber auf. Gleichzeitig begann am Boden eine Suchaktion. Über 160 Mann – Bergrettung, Polizei und Rotes Kreuz – durchkämmten mit Spürhunden das Gebiet. „Es ist dort sehr steil und unübersichtlich“, sagt Einsatzleiter Wilfried Seidl.
Mehrfach gelang es den Rettern, Norbert R. auf seinem Handy anzurufen. Sie versuchten mehr über seinen Standort zu erfahren. „Können sie die Hubschrauber hören?“, fragten die Retter – in der Hoffnung, der 52-Jährige könne sie so zur Absturzstelle lotsen. Vergeblich. Stunde um Stunde verging. Mühsam kraxelten die Retter durchs Gebirge. Nirgends fanden sie eine Spur vom Vermissten.
Der Suchtrupp peilte das Handy von Norbert R. an. Doch weil im Gebirge die Funkzellen groß sind, konnten die Helfer den genauen Standort nicht lokalisieren. Bis dann die Verbindung gänzlich abriss. Der Akku war leer.
Neun Stunden nach dem Notruf meldet sich gegen 20 Uhr ein Bauer. Er hatte an der Raspenhöhe einen Toten entdeckt. Es war Norbert R.
„Der 52-Jährige war vermutlich schon Stunden zuvor seinen schweren Verletzungen erlegen“, sagte ein Polizeisprecher. Der Tote lag vier Kilometer außerhalb des Suchgebiets zwischen Felsen. Bis zuletzt hatte er verzweifelt gehofft, dass doch noch rechtzeitig Hilfe kommt.
- Themen:
- Bergwacht
- Polizei
- Rotes Kreuz