Waldkraiburg: Flüchtling bei Randale in Asylbewerberunterkunft schwer verletzt. Polizei-Großeinsatz.
Waldkraiburg - In der Flüchtlingsunterkunft im Landkreis Mühldorf am Inn ist es am Mittwoch zu mehreren Polizeieinsätzen gekommen. Bereits gegen Mittag seien die Beamten erstmals in die Flüchtlingsunterkunft gerufen worden, wie ein Sprecher der Polizei am Donnerstag mitteilte. Danach sei es zu mehreren weiteren Einsätzen bis in die Nacht zu Donnerstag gekommen. Weitere Einzelheiten wollte die Polizei zunächst nicht bekanntgeben.
Laut Informationen vor Ort sollen die Bewohner der mehrstöckigen Unterkunft gegen 11 Uhr am Vormittag unter anderem mit einem Feuerlöscher eine Glasfront zerstört haben und Möbelstücke aus den Fenstern geschmissen haben. Ursache für die Randale: Auf Anordungung der Regierung von Oberbayern sollten am Vormittag illegal angeschlossene Kühlschränke in den Zimmern der Einrichtung durch die Leitung der Einrichtung und den Sicherheitstdienst entfernt werden. Das wollten die Bewohner offenbar nicht hinnehmen. Für die Feuerwehren rund um Waldkraiburg wurde zudem Großalarm ausgelöst, nachdem gemeldet wurde, dass es im Gebäude brennen solle. Dies stellte sich später jedoch als Falschinformation heraus.
Verlegung einer Bewohnerin sorgt für erneute Protestwelle
Federführend bei dem Protest gegen den Kühlschrank-Abbau war wohl eine 24-jährige Bewohnerin der Unterkunft. Aufgrund dessen sollte die 24-Jährige in eine andere Einrichtung verlegt werden. Nachdem sie dies am Nachmittag erfuhr, kam es erneut zu Protesten und massiven Ausschreitungen. Die eingesetzten Polizeibeamten wurden dabei unter anderem mit Steinen und Flaschen angegriffen.
Mit vereinten Kräften von Polizisten des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd, der Bayerischen Bereitschaftspolizei und der Bundespolizei gelang es schließlich, die Lage zu beruhigen und die 24-jährige Bewohnerin mit richterlicher Bestätigung in Gewahrsam zu nehmen.
Mysteriöser Streit mit einem Schwerverletzten
Gegen 20 Uhr folgte dann der nächste Polizeieinsatz, weil mehrere Bewohner der Unterkunft aufeinander losgegangen waren. Die genauen Umstände des Konflikts und die Zahl der Beteiligten sind noch unklar, ein Schwerverletzter musste aber mit dem Rettungshubschrauber in eine Münchner Klinik geflogen werden, zwei Leichtverletzte wurden in ein örtliches Krankenhaus eingeliefert.
Laut Polizeiangaben wurde dem 29-jährigen Schwerverletzten mit einem Messer eine Stichwunde im Oberkörper zugefügt. Ein Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes erlitte eine Schnittwunde am rechten Arm, ein weiterer blieb nur auf Grund der getragenen Schutzweste unverletzt. Drei Bewohner der Flüchtlingsunterkunft mussten mit leichten Verletzungen ambulant behandelt werden.
Insgesamt waren mehr als 100 Polizeibeamte sowie alle hauptamtlichen Rettungskräfte der Umgebung sowie die verfügbaren Bereitschaftskräfte des Bayerischen Roten Kreuzes an dem Großeinsatz beteiligt. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei Mühldorf zum genauen Ablauf der Auseinandersetzungen und zum versuchten Tötungsdelikt dauern an. Ein mutmaßlicher Tatverdächtiger konnte festgenommen werden, drei weitere Bewohner wurden vorläufig in Gewahrsam genommen.
Harald Pickert, Polizeivizepräsident Oberbayern Süd, kommentierte den Großeinsatz am Donnerstagmorgen: "Für uns hat der Schutz der überwiegend friedlichen Bewohner der Unterkunft oberste Priorität. Deshalb werden wir Gewaltexzessen, wie am gestrigen Abend in Waldkraiburg, in keinster Weise dulden. Wir setzen alle uns zur Verfügung stehenden rechtlichen und personellen Mittel ein, um diese zu unterbinden." Zudem deutete er weitere Maßnahmen an: "In engem Austausch mit der Regierung von Oberbayern werden wir das weitere Vorgehen in der Unterkunft in Waldkraiburg abstimmen."
