Wahlziel: 5-Promille-Hürde
Fränkische Bajuwaren und spirituelle Mut-Macher: Skurrile Splitterparteien gehen auf Stimmen-Fang. Während die Bayernpartei ihr Ergebnis von 2003 verdoppeln will, üben sich "Die Violetten" in Bescheidenheit.
NÜRNBERG/MÜNCHEN Sie gehören zur Gattung „Sonstige“ oder „die anderen“: Bayerns Splitterparteien. Im allwahlsonntäglichen Statistik-Kuchen machen sie nur einen Minihappen aus. Für „Die Violetten“ oder den „Bürger-Block“ geht’s nicht um die Fünf-Prozent-Hürde, sie sind froh um jedes Promill.
Bei den Landtagswahlen 2003 haben sie zusammen 1,2 Prozent erreicht. Gegenüber der „Partei bibelteuer Christen“ (0,2%) oder der „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ (0,1%) erscheinen kleine, aber kommunal erfolgreiche Parteien wie die Freien Wähler (4%) oder die ödp (2%) als veritable Polit-Riesen. Auch heuer bereichert ein bunter Reigen an skurrilen bis bedenklichen Wahl-Angeboten die Stimmzettel. Neben der alteingesessenen Bayernpartei und „nationaldemokratischen“ Bauernfängern finden sich dort die „Bürgerrechtsbewegung Solidarität“ (BüSo), „Die Violetten“, der „Bürger-Block“ und – ganz neu im Angebot – die „Rentnerinnen- und Rentner-Partei“ (RRP).
Aber nicht überall in Bayern: Die Nürnberger können ihr Kreuzchen nicht für die umstrittene, US-importierte BüSo abgeben: Die von Kritikern als „Politsekte“ eingeordnete Bewegung tritt nur im Regierungsbezirk Oberbayern an. Der Bürger-Block, eine Abspaltung der Freien Wähler, steht nur im Stammland Obberfranken zur Wahl. In Unterfranken, Schwaben und der Oberpfalz kandidiert die RRP.
Bleiben für Nürnberg und Mittelfranken Bayernpartei (BP) und Violette.
„Für uns ist es ein großer Erfolg, auf dem Zettel zu stehen“
Der Schwabe Benjamin Mair (24) aus Memmingen schickt sich an, ausgerechnet die Franken zu begeisterten Fans seiner Bayernpartei zu machen. Denn nur mit ihrer Hilfe können, so Mair, die Menschen zwischen Coburg und Weißenburg auf weitgehende Autonomie vom Freistaat hoffen. Ein Widerspruch? „Wir stehen ein für Regionalismus und Eigenverantwortung“, sagt der Student, der bei der Wahl mit bis 1,5 Prozent rechnet. 2003 waren es 0,8.
Ein Sammelbecken für von der Realpolitik enttäuschte Grüne und esoterische Weltverbesserer sind die „Violetten“: „Wir machen ganzheitliche Politik für Mensch, Tier und Umwelt“, predigt der Bundesvorsitzende Bruno Walter aus Wassertrüdingen. Über mögliche Wahlergebnisse will er sich nicht groß auslassen: „Für uns ist es ein großer Erfolg, auf dem Zettel zu stehen“, erkennt der spirituell Bewegte durchaus realistisch. Die Violetten wollen eine Partei sein, die „Hoffnung gibt und Mut macht“ – die Hoffnung stirbt zuletzt, trotz 5-Prozent-Hürde.
Steffen Windschall