Wahlkampftreffen am Tegernsee: Uli Hoeneß gegen alle

Bad Wiessee - Zum Einlauf der drei Stars des Abends spielt die Band "Wiessäa Musi" den berühmten Schmusesong "Wicked Game" von Chris Issak – instrumental und mit gedämpfter Lautstärke. Bloß keine Aufregung, viele Menschen im großen Festsaal des Gasthofs Zur Post sind Rekonvaleszenten und zur Kur am Tegernsee. Ich Hüfte, du Knie – so in etwa gehen viele ihrer Gespräche.
Dann betritt Ilse Aigner die Bühne. Sie ist nicht nur Bayerns Bauministerin und stellvertretende Ministerpräsidentin, sondern auch Abgeordnete für den Stimmkreis Miesbach, zu dem auch der Tegernsee gehört. Dass die zugehörigen Ortsverbände an diesem schwül-heißen Abend zu einem Stammtisch unter dem Motto "Heimspiel" laden, hat selbstverständlich mit der bevorstehenden Landtagswahl am 14. Oktober zu tun.
Ilse Aigner, Maria Furtwängler und Uli Hoeneß auf der Bühne
Die Besetzung ist hochkarätigst für so einen Wahlkampfabend, von denen dieser Tage und Wochen zahllose im Freistaat stattfinden: Neben Ilse Aigner sitzen Maria Furtwängler, Ärztin und Deutschlands beliebteste "Tatort"-Kommissarin (Charlotte Lindholm), und Uli Hoeneß, Präsident des FC Bayern, seit über zehn Jahren Bürger Bad Wiessees und noch viel länger bekennender CSU-Anhänger.
Maria Furtwängler ist hier als Freundin Aigners, man kennt sich, man mag sich. Außerdem sagt die Frau von Verleger Hubert Burda: "Ich habe einen großen Bezug zu meiner Heimat, ich liebe meine Heimat. Ich bin Münchnerin – und da gehört der Tegernsee dazu." Dann berichtet sie engagiert und eindringlich von ihrer vielfältigen humanitären Arbeit.
Hoeneß ledert los
Hoeneß erklärt über seinen Heimatort: "Wenn man das Glück hat, am Tegernsee wohnen zu dürfen, ist das schon etwas ganz Besonderes. Wir fühlen uns hier sauwohl." Als die Diskussion auf das Thema Mediennutzung kommt, erntet er den größten Applaus: "Meine Strategie ist, dass ich überhaupt nicht online unterwegs bin. Ich habe in meinem Leben noch nie eine SMS verschickt. Alle, die Shit-Taifune über mich auslassen wollen, können das gerne machen, aber sie erreichen mich nicht. Ich habe auch ein Handy, aber ich telefoniere nur. Die 50 Nummern, die ich brauche, kenne ich auswendig. Und, wenn mich jemand erreichen will, erreicht er mich."
Als es politisch wird, meldet sich aus dem Zuschauerkreis ein Mann aus Marktoberdorf. Er sagt: "Ich war CSU-Kreisvorsitzender im Ostallgäu und ich bin aus der Partei ausgetreten wegen dieser einseitigen Art von Politik in Richtung Asyl. Ich habe deshalb einen Brief an die Partei geschrieben, aber nie Antwort bekommen und bin jetzt aus Frust mit noch drei anderen Ortsvorsitzenden ausgetreten." Dies bedauert Ilse Aigner natürlich, besonders, da die CSU als Volkspartei ein Sammelbecken für unterschiedliche Strömungen sei.
Hoeneß gegen Özil - und für die CSU
Dann geht es um das Lieblingsthema der männlichen Zuhörer – Fußball. Beim Thema Mesut Özil wird Uli Hoeneß emotional. "Ich habe meine Meinung zur sportlichen Leistungsfähigkeit von Özil in den letzten zwei, drei Jahren gesagt. Und die ist eindeutig. Ich bin eben nicht der Meinung, dass er sportlich noch in der Lage ist, für Deutschland zu spielen", erklärt der Bayern-Boss.
Weiter sagt er: "Beim DFB und im Umfeld hat man sich eine politische Diskussion aufdrängen lassen. Auch das Umfeld von Mesut hat das befeuert. Wenn man so und so viele Follower hat, kann man den größten Schwachsinn veröffentlichen und viele glauben es. Ich habe ganz klar nur auf die sportliche Leistungsfähigkeit des Spielers hingewiesen. Das ist eine private Meinung. Aber ich habe nie darüber nachgedacht, ob er Türke ist oder türkische Wurzeln hat, wo er geboren ist. Für mich war nur die Frage, ob er gut oder schlecht ist."
Zur politischen Komponente des Falles Özil sagt Hoeneß: "Das eigentliche Problem ist aus dem Auge verloren worden: Der Spieler hat mit dem Foto mit Erdogan einen Fehler gemacht und er hätte sich verdammt nochmal entschuldigen sollen. Dann wäre das Thema erledigt gewesen. Meine Meinung dazu, wird kein Mensch der Welt mehr ändern."
Als der Bayern-Boss zum Abschluss der Diskussion der CSU für die Wahl wieder die absolute Mehrheit wünscht, ist ihm der lauteste Applaus des Abends sicher.