Vorsicht vor falschen Kaminkehrern: Trickbetrüger und ihre Maschen

MÜNCHEN - Zur Weihnachtszeit, wenn viel Geld im Haus ist, werden Senioren besonders häufig Opfer von Trickbetrügern. Die AZ zeigt die fiesesten Maschen.
Für Betrüger sind sie beliebte Opfer: alte, alleinstehende Menschen. In der gestrigen Ausgabe hat die AZ über Elsa G. berichtet – eine Rentnerin (77), die um ihr gesamtes Erspartes gebracht wurde. Ihr Nachbar hatte mit gefälschten Überweisungen das Konto der Frau leer geräumt. Obwohl man sich gut kannte, obwohl man ab und zu sogar ein Glas Wein miteinander trank.
In vielen anderen Fällen sind richtige Profi-Betrüger am Werk, wenn es darum geht, Senioren abzuzocken. Im Vorjahr sind von der Polizei in München 480 Straftaten im Bereich Trickdiebstahl und Trickbetrug registriert worden – die meisten davon trafen alte Menschen. Heuer waren es bislang 400. Positiv: Viele Rentner sind aufmerksamer geworden und lassen sich nicht mehr so leicht reinlegen.
Was sind die gängigstenMaschen der Abzocker? Die AZ sprach darüber mit Reinhold Bergmann, dem Leiter des zuständigen Kommissariats.
Der Handwerker-Trick: Die Täter geben sich häufig als Hausmeister oder Stadtwerke- Mitarbeiter aus. „Ziel und Zweck ist immer, in die Wohnung zu kommen.“ Dann ist das nächste Ziel, den alten Menschen abzulenken – etwa in dem man ihm aufgibt, in der Küche den Wasserhahn auf und zu zu drehen. In der Zwischenzeit lässt der Betrüger entweder einen Mittäter in die Wohnung. Oder er sucht selbst nach Wertgegenständen. Bergmann warnt: „In letzter Zeit hatten wir auch einige falsche Kaminkehrer, die sogar in Montur auftraten.“
Der Rückzahlungs-Trick: Den Opfern wird vorgegaukelt, sie bekämen irgendeine Art von Rückzahlung. Doch dann haben die angeblichen Überbringer ausgerechnet einen 500-Euro-Schein dabei. Sie bitten um Wechselgeld – und beobachten ganz genau, wo das Geld aufbewahrt wird.
Der Post-Trick: Da behauptet jemand, er müsse für den Nachbarn etwas abliefern. Doch der sei nicht da. „Hätten Sie einen Zettel und einen Stift für eine Nachricht?“ Schon ist die Tür offen – und der hilfsbereite Mensch damit abgelenkt, Schreibutensilien zu suchen. Der grundsätzliche Rat der Polizei: „Keinen Fremden in die Wohnung lassen!“ A Der Pelzmantel-Trick: In Zeitungsinseraten heißt es: „Kaufe Pelzmäntel auf“. Viele Senioren reagieren darauf. Dann kommen die Betrüger ins Haus und versuchen, ihre Opfer zu übervorteilen.
Der Sammler-Trick: Gerade zur Weihnachtszeit sind sie unterwegs – angebliche Spenden-Eintreiber oder falsche Sternsinger, die nur in die eigene Tasche wirtschaften. „Alte Leute sind da sehr empfänglich“, sagt Bergmann. Sein Tipp: Kritisch sein! Spendensammler sollten eine Bescheinigung vorlegen können.
Der Wechselgeld-Trick: Allein 2009 und 2010 gab es 130 solcher Fälle. Der Täter erbittet vom Opfer Münzgeld fürs Telefon. Dann wühlt er selbst im Münzfach des Geldbeutels herum – und lässt unbemerkt Scheine mitgehen. In München gab es deshalb schon zahlreiche Festnahmen.
Der Enkeltrick: Er gehört zu den Klassikern. Der Betrüger ruft an und sagt: „Rat mal, wer dran ist.“ Wenn dem Senioren dann der Name eines Neffen oder Enkels einfällt, heißt es freilich: „Richtig geraten“. Jetzt ist der Boden bereitet für Ammenmärchen à la: „Es gab einen Unfall, ich brauche dringend Geld.“
Julia Lenders