Vorne hui, hinten pfui!
Club-Trainer Hecking hat Schalke beim 2:0-Sieg in der Champions League gegen Benfica Lissabon beobachtet. Seine Analyse: Viel Qualität im Angriff, aber etliche Löcher in der Abwehr
NÜRNBERG/GELSENKIRCHEN Es klingt paradox, aber Club-Trainer Dieter Hecking entwickelt sich langsam aber sicher zum Stammgast im internationalen Fußballgeschäft. Vor zwei Wochen weilte er schon zwecks Gegnerbeobachtung beim 4:0 der Leverkusener über Trondheim in der BayArena. Jetzt am Mittwoch war er Zeuge, wie sich Schalke, zu Gast am Samstag (15.30 Uhr) im easyCredit-Stadion, in der heimischen Veltins Arena gegen Champions-League-Rivale Benfica Lissabon mit einem 2:0-Erfolg aus der Krise spielte. Oder auch nicht.
"Huntelaar weiß, wo das Tor steht"
Denn auch wenn bei Felix Magaths Fehlstartern nach der kleinen Serie von drei Partien ohne Niederlage mittlerweile die Ergebnisse stimmen, ist Hecking überzeugt, dass auf seinen Kollegen noch einiges an Arbeit wartet. Der 57-Jährige jubelte zwar nach dem ersten Sieg in der Königsklasse: „Wir haben die Basis gelegt, um auch in der Bundesliga wieder erfolgreich zu sein.“ An Magaths Kardinal-Problem, vorne hui, hinten pfui, ändert das aber nichts.
Bei Hecking klingt die Analyse freilich deutlich differenzierter: „Schalke hat schon eine sehr gute Offensive. Raúl weiß, wo er hinzulaufen hat. Und Klaas-Jan Huntelaar (vier Treffer in fünf Spielen, d. Red.) weiß, wo das Tor steht.“
Ebenso Flügelstürmer und 1:0-Torschütze Jefferson Farfan. Ganz zu schweigen vom 13-Millionen-Neuzugang José Jurado von Atletico Madrid, dessen Aktionen im Mittelfeld laut Hecking, „alle Hand und Fuß haben.“
"Hinten ist noch nicht alles gut"
Was man allerdings von der königsblauen Hintermannschaft nicht behaupten kann. Trotz des 2:0-Erfolgs hat Hecking auch gegen Lissabon noch genügend „Räume“ gesehen, in denen seine Mannschaft „Schalke weh tun kann“. So erwies sich bei Magaths bislang erfolglosem Rechtsverteidiger-Roulette Atsuto Uchida nun bereits als Flop Nummer sieben. Der Japaner war bis zu seiner frühen Auswechslung (59.) nahe am Totalausfall.
Und auch der von Real Madrid als Abwehrstabilisator verpflichtete Christoph Metzelder zeigte erneut, warum er bei Jogi Löw keine Rolle mehr spielt. „Hinten ist noch nicht alles gut“, hat Hecking Schalkes Defizite lokalisiert, ahnt aber auch: „Mit dieser Viererkette werden sie wohl nicht gegen uns spielen.“
"Als Kollektiv funktionieren wir besser"
Da Benedikt Höwedes zurückkehrt, dürfte einzig Kyriakos Papadopoulos seinen Platz in der Innenverteidigung sicher haben. „Er hat großen Anteil daran, dass wir erstmals zu Null gespielt haben“, gab’s von Magath ein seltenes Extra-Lob für den 18-jährigen Griechen, der vor der Saison für zwei Millionen Euro von Olympiakos Piräus kam. Ebenfalls in der Startelf erwartet Hecking US-Nationalspieler Jermaine Jones – wegen „seiner Aggressivität“ im defensiven Mittelfeld.
Keine Frage, mit den Millionen von Fleisch-Baron und S04-Boss Clemens Tönnies hat Magath heuer eine ziemlich illustre Ansammlung an Einzelkönnern um sich geschart. Eine Mannschaft hat Schalkes „Trainager“ deshalb aber noch lange nicht. Hecking: „Individuell gesehen ist Schalke besser besetzt als wir, aber als Kollektiv funktionieren sie noch nicht so gut wie meine Mannschaft – und das ist unsere Chance!“ Krischan Kaufmann
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