Vorbereitungen auf Blackout an bayrischem Touristen-Hotspot Königssee: "Wichtig, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten"

Blackout: Polizei ohne Funk und kein Strom . Die Gemeinde Schönau am Königssee wappnet sich mit einer speziellen Übung für den Katastrophenfall.
von  Kilian Pfeiffer
Ein Notarzt probt im Rathaus die Versorgung Hilfsbedürftiger während des Blackout-Szenarios in Schönau am Königssee.
Ein Notarzt probt im Rathaus die Versorgung Hilfsbedürftiger während des Blackout-Szenarios in Schönau am Königssee. © Kilian Pfeiffer

Schönau am Königssee - Wie Bundes- und Landespolizei untereinander kommunizieren sollen, das ist nicht ganz klar beim simulierten Blackout: Die Funkverbindungen funktionieren nicht. Das ist ein bemerkenswertes Ergebnis dieser Übung. Die Gemeinde Schönau am Königssee hat in den vergangenen Monaten aufgerüstet und wappnet sich als einer von wenigen Orten für den Katastrophenfall ohne Strom. Das Szenario birgt unvorhergesehene Schwierigkeiten.

Blackout-Day in Schönau am Königssee – Übungstag unter realen Bedingungen

Im Rathaus wuselt es vor Mitarbeitern. An diesem Tag ist Ausnahmetag: Blackout-Day. Ein Übungstag, den die Gemeinde in ihrer Geschichte in dieser Dimension so noch nie durchgeführt hat. Unter realen Bedingungen wird geprobt. Was wäre, wenn der Strom ausfällt und nichts mehr funktioniert? Nicht etwa ein oder zwei Stunden, sondern über Tage und Wochen. Was müsste man vorhalten, wo sind SOS-Notrufpunkte, wer kümmert sich um Bürgeranliegen?

Hannes Rasp (CSU) ist Bürgermeister von Schönau am Königssee. Einer, der die Sache ernst nimmt. Vor einem halben Jahr hat die Gemeinde schon mal probiert, wie es wäre, wenn die Wasserversorgung vom Strom abgekoppelt wäre.

Dieses Mal ist der Ernstfall konkreter. Mitbürger sind eingebunden in das Real-Szenario am Königssee. Denn klar ist: Wenn nichts mehr geht in einer Gemeinde, wäre das Rathaus ein erster vorgesehener Anlaufpunkt für Hilfesuchende, ein SOS-Notrufpunkt, wie es auf Landkreisebene heißt.

Polizei, Feuerwehr und Bundeswehr sind in die Übung involviert: "So realistisch wie möglich"

Dutzende Anwohner sind in das Szenario involviert, zudem Landes- und Bundespolizei, Feuerwehren, Bundeswehr-Vertreter und das Bayerische Rote Kreuz. "Alles soll so realistisch wie möglich umgesetzt sein", sagt Ulrich Hölzl. Im Landratsamt war er lange im Katastrophenschutz eingebunden, nun leitet er das Ordnungsamt der Gemeinde und ist der Antreiber hinter jener Zivilschutzübung, die der Gemeindeverwaltung in der Umsetzung alles abverlangt. Unverhohlen sagt er: "Der Katastrophenschutzplan des Landkreises ist aktuell ein Witzplan."

Im Bauch des Rathauses hat sich ein Führungsstab zusammengefunden. Geprobt wird hier unter realen Bedingungen. Nichts würde mehr gehen. Und die Menschen wären in Panik, so Hölzls Einschätzung. Katastrophen sind seiner Ansicht nach von oben viel zu wenig durchdacht. Denn Bürger jeder Gemeinde brauchen dann einen zentralen SOS-Notrufpunkt, in diesem Fall: das Rathaus.

Blackout-Day in Schönau am Königssee: Pulk an Leuten stürmt die Gemeinde 

Herzinfarkt in der Nähe des Rathauses, ein Mann benötigt Insulin und einer klagt über seinen Keller, der in der Nachbarschaft unter Wasser steht. Ein Pulk an Leuten stürmt die Gemeinde mit verschiedenen Anliegen. Die Mitarbeiter nehmen die Fälle auf, als ginge es wirklich um Leben und Tod - kein Telefon im Haus funktioniert. Schnell wird klar: Bürgerbetreuung erfordert weiteres Ergänzungspersonal.

Im Rathaus steht Andreas Huber, im echten Leben Geschäftsleiter der Gemeinde. Er koordiniert seine Mitarbeiter in der Ausnahmesituation. Was schnell auffällt: Das gemeindeeigene Elektroauto springt nicht an, wenn der Strom nicht fließt. Das Fahrzeug ist App-betrieben. Doch ohne Strom kein Internet. Bedauerndes Kopfschütteln unter den Beteiligten.

Hauptproblem sind die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten

Im Führungsstab geht es gerade darum, wie im Fall der Fälle die Polizei in Berchtesgaden zu verständigen wäre. Die Gemeinde hat eigens spezielle Funkgeräte angeschafft, um hausintern auf Batteriebasis miteinander kommunizieren zu können. Zudem gibt es seit Kurzem ein Satellitentelefon. "Das Blöde: Der Angerufene braucht dasselbe Modell, ebenfalls ein Satellitentelefon", weiß Hölzl. Bislang hat nur das Landratsamt ein vergleichbares Gerät.

Zwischen den Einsatzkräften vor Ort zeigt sich der Austausch schwierig. Genau das ist das Hauptproblem an diesem Tag. Geschäftsleiter Huber sagt, dass es noch viel zu tun gibt. "Uns ist wichtig, die Infrastruktur aufrechtzuerhalten." In Zukunft sollen weitere Blackout-Extremszenarien in der Gemeinde trainiert werden.

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