Vor den Augen des Vaters: 26-Jähriger Freisinger von Lawine getötet

Vor den Augen seines Vaters ist ein Lehrer (26) aus Freising in Osttirol von einem Schneebrett mitgerissen worden. Der 62-Jährige versucht, ihn alleine auszugraben – doch die Hilfe kommt zu spät.
von  az
Ein 26-Jähriger wurde von eine Lawine getötet.
Ein 26-Jähriger wurde von eine Lawine getötet. © dpa/picture-alliance

Freising/Innsbruck - Das Skigebiet Brunnalm in St. Jakob kennt Lorenz H. ziemlich gut. Auch mit Jugendlichen seiner Schule war er bereits hier zum Skilaufen. Am Freitag fuhr er mit seinem Vater nach Osttirol.

Die Sonne scheint warm vom Himmel, der Lawinenwarndienst vermeldet lediglich Warnstufe 1 für das Gebiet Sankt Jakob im Defereggental.

Eigentlich ideale Bedingungen für eine Tour abseits der Pisten. Zumal Lorenz H. und sein Vater beide erfahrene Alpinisten und Skitourengeher sind.

Auf eine Lawinenausrüstung für den Notfall verzichten sie allerdings an diesem Tag – ein verhängnisvoller Fehler. Gegen 15.45 Uhr beschließen sie, von der Bergstation des Almspitzliftes im freien Gelände ins Brugger-Alm-Tal abzufahren. Wenig später erreichen sie in etwa 2288 Meter Höhe einen ziemlich steil abfallenden Südwesthang. „Den ganzen Tag hatte die Sonne in den Hang gebrannt, der Schnee war bereits völlig durchgeweicht“, sagt Siegfried Kristler, ein Sprecher der Bergrettung Defereggental.

„Der Nassschnee war hart wie Beton“, sagt ein Polizeisprecher

Während der Vater wartet, fährt sein Sohn in den mit einer Neigung von 40 Grad abfallenden Hang ein. Lorenz H. kommt nicht weit. Nach knapp 50 Höhenmetern löst sich plötzlich ein Schneebrett. Auf einer Breite von rund 40 Metern kommt der Hang ins Rutschen. Die Schneemassen reißen den 26-jährigen Lehrer vor den Augen seines Vaters etwa 200 Meter mit in die Tiefe.

Als die Schneemassen endlich wieder zur Ruhe kommen, ist Lorenz H. verschwunden. Aus dem Lawinenkegel ragt nur mehr eines seiner Beine. Der Vater fährt sofort zu der Stelle. Zuerst versucht er, seinen Sohn mit den Händen auszugraben, dann nimmt er einen Ski. Der 62-Jährige kämpft vergeblich. „Der Nassschnee war hart wie Beton“, sagt Polizeisprecher Franz Rebler. „Ohne Pickel oder Schaufel kommt man da nicht weit.“

Der 62-Jährige erkennt die Ausweglosigkeit. Er fährt zu der einen Kilometer entfernten Eggenalm. Um 17.15 Uhr kann er von dort einen Notruf absetzen. Sofort bricht ein Rettungsteam an Bord eines Helikopters auf. Nur 15 Minuten später treffen die Helfer an der Unglücksstelle ein. Doch es ist zu spät. Der Notarzt kann nur mehr den Tod feststellen. Lorenz H. ist erstickt.

Gestern verbreitete sich die Nachricht vom Tod des Skifahrers und Fußballfans in Freising. Freunde, Familie und die Kollegen an der Schule trauern und sind geschockt.

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