Von wegen Krise: Nürnberger Firmen expandieren in die USA!
Energie- und Umwelt-Technik aus Franken auf dem Vormarsch. NürnbergMesse will mit neuer US-Tochter die Staaten erobern
NÜRNBERG Zugegeben, fürs Big Business ist Andrea Paulinelli nicht zuständig, eher für die kleinen Geschäfte: Die gebürtige Nürnbergerin, die seit neun Jahren in Nürnbergs Partnerstadt Atlanta (Georgia) lebt, vertreibt mit ihrer Firma „ecoTransitions“ wassersparende Klospülungen. Die 42-Jährige liegt damit durchaus im Trend. Denn Amerika entdeckt zurzeit, dass sich der „American Way of Life“ auch umweltschonender ausleben lässt. Eine Entwicklung, die viele Firmen aus Franken ermutigt, trotz der Wirtschaftskrise mit ihrer „grünen“ Technologie in den USA zu expandieren. Schon jetzt sind 318 mittelfränkische Firmen in den Staaten präsent!
„Unsere Firmen sind bei Energie- und Umwelt-Technologien weltweit führend“, sagt Markus Lötzsch, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mittelfranken. Allein im Energie-Sektor, einem der Kompetenzfelder der Region, sind rund 50000 Menschen beschäftigt.
Der Wahlsieg Barack Obamas hat die Hoffnungen zusätzlich beflügelt. Schließlich hat der neugewählte Präsident angekündigt, jährlich 15 Milliarden US-Dollar in neue Umwelt-Technologien zu investieren. Technik, die im eigenen Land oft nicht konkurrenzfähig hergestellt werden kann.
Auch fränkische Dienstleister profitieren
Von der starken Präsenz deutscher Unternehmen in Atlanta profitieren inzwischen auch fränkische Dienstleister. So hat das Hauptbüro der Nürnberger Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungs-Kanzlei Rödl & Partner hier ihren Sitz. Wer als Firmen-Boss in den USA Fuß fassen will, kommt um die Dienste der knapp 100 Rödl-Mitarbeiter kaum herum. Das Gleiche gilt für Hofmann Personalleasing: Das Nürnberger Zeitarbeits-Unternehmen hat letztes Jahr den Sprung über den Großen Teich gewagt, US-Boss Alexander H. Maier besorgt für deutsche Firmen US-Personal, das ihren Qualitäts-Standards entspricht. Und wer in den USA eine Produktions-Stätte errichten will, kann auf die Dienste der Baumüller Nuermont Corporation zurückgreifen.
Eine bedeutende Neu-Ansiedlung ist die Gründung der NürnbergMesse Nordamerika in der vergangenen Woche. Die Nürnberger Messe-Gesellschaft, die mehrere bedeutende Technologie-Schauen im Programm hat, will ihre erfolgreichen Konzepte in die USA exportieren. Einmal ist das bereits gelungen: Nach dem Vorbild der „European Coatings Show“, der Leitmesse für Oberflächenbeschichtung, haben die Nürnberger in Charlotte (North Carolina) die „American Coatings Show“ veranstaltet – und auf Anhieb für Besucher-Rekorde gesorgt.
Drei bis fünf Messen soll der neue Amerika-Chef Dirk Ebener (43) in den nächsten Jahren aufbauen. Dabei lässt man sich nicht davon irritieren, dass US-Veranstalter wegen der Finanzkrise Probleme haben, ihre Hallen zu füllen. So muss die Consumer Electronics Show in Las Vegas, eine der größten Technologie-Messen der Welt, einen Aussteller-Rückgang von 15 Prozent hinnehmen. Die Nürnberger sind dennoch sicher: Atlanta wird nach Shanghai zum zweiten wichtigen Mosaik-Stein ihrer ehrgeizigen Auslands-Strategie.
Dass sich am Hauptsitz von Coca-Cola, CNN oder Delta Airways die eine oder andere Tür für fränkische Firmen leichter öffnet, könnte der Städtepartnerschaft zwischen Atlanta und Nürnberg zu verdanken sein, deren 10jähriges Bestehen in der letzten Woche gefeiert wurde. Auch wenn die Firmen-Bosse sich immer wieder wünschen: „Less culture, more business!“
Winfried Vennemann
Mehr über die Expansions-Strategien der NürnbergMesse lesen Sie in der Printausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 9. Dezember.
- Themen:
- Barack Obama
- CNN