Von Tigern zerfleischt: Dieser Dompteur steigt wieder in die Manege

Christian Walliser, ein Mann mit Kämpferherz, hat die Attacken seiner Raubkatzen überlebt
von  aznb
Nach der Tigerattacke waren die Ärzte sicher: wenn er überlebt, bleibt er ein Pflegefall.
Nach der Tigerattacke waren die Ärzte sicher: wenn er überlebt, bleibt er ein Pflegefall. © Barelli

 

NÜRNBERG Am Samstag gibt der Zirkus Barelli seine Premiere in Nürnberg (Vorstellungen um 15 und 20 Uhr, bis 29. Mai auf dem Gelände des Marktkaufs an der Erlanger Straße). Nach der Pause kommt es zur für viele Zuschauer spannendsten Darbietung des Abends: Christian Walliser tritt mit seinen Tigern auf.

Es ist eine atemberaubende Dressur mit den riesigen Raubtieren, die ihrem „Chef-Tiger“ Christian auf Fingerzeig gehorchen, mit ihm schmusen und ihn offensichtlich lieben. Trotzdem bleibt immer dieser Hauch von Unbehagen...

Es war am 10. Dezember 2009 als Christian Walliser, damals 28 Jahre alt, während einer Aufführung strauchelte und sich reflexartig festhalten wollte, am Kopf von Tigerkater India (4 Jahre alt), der heute mit in der Manege ist. Christian Walliser erinnert sich nur noch an ein Knacken. Dann wurde es dunkel. Das muss der Augenblick gewesen sein, als die Raubtierzähne seine Schädeldecke sprengten. Zwei Tigerdamen eilten außerdem herbei, scharf auf das Belohnungsfleisch im Bauchtäschchen des Dompteurs, tödlich gefährlich, in ihrem Instinkthandeln. Nur das beherzte Eingreifen von Christians Lebensgefährtem Jan – heute sind sie verheiratet – der mit dem Feuerlöscher dazwischen spritzte, rettete dem Augsburger das Leben.

Aber viel Leben war nicht mehr im schmächtigen Körper: Die linke Hand hing an einem Faden, der Beckenknochen war herausgelöst, der Rücken ein blutiger Brei. In der Nacht, als im Krankenhaus 18 Ärzte um Walliser kämpften, brachen vermeintliche Freunde den Wohnwagen des Dompteurs auf – und stahlen 10000 Euro Bargeld. Walliser hat sich zurückgekämpft, hinkt noch ein wenig, er hat das Schicksal bezwungen. Sein Leben lang wollte der Sohn eines Bundeswehrausbilders und einer OP-Schwester Raubtierdompteur werden. Er ist es geblieben. ein Überzeugungstäter, das kann man so sagen.

 

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