Von Ordnern geprügelt – Club-Fans stocksauer!

Übermittlungspanne nachdem die Tore geöffnet waren. Security-Firma entschuldigt sich: „Die Einzelfälle tun uns leid.“ Augenzeuge schockiert
NÜRNBERG „Sicherheit erreicht man nicht, indem man Zäune errichtet, Sicherheit gewinnt man, indem man Tore öffnet.“
Dieser Leitspruch, den sich der Nürnberger Sicherheitsdienst Engelhardt auf die Fahne geschrieben hat, muss einigen Club-Fans im Rückblick auf das Aufstiegsspiel am Sonntag wie pure Ironie vorkommen. Ordner hätten sich unverhältnismäßig grob auf einzelne FCN-Anhänger gestürzt, die nach dem Schlusspfiff zu ihren Aufstiegshelden aufs Spielfeld stürmen wollten. So lautet der Vorwurf der Fans, die dieses Thema auch im Internet diskutieren.
"Sie wurden von den Ordnern regelrecht niedergetreten"
„Ich war schockiert“, erzählt Augenzeuge Wolfgang Moroschan. Der 45-jährige Cluberer beobachtete das Geschehen von der Südkurve aus. Kurz vor Schluss forderte Stadionsprecher Guido Seibelt die Zuschauer auf, sitzen zu bleiben. Die Mannschaft würde später zum Feiern auf die Haupttribüne kommen. Darauf wollten viele der euphorisierten Fans nicht warten, sondern gleich zu ihren Idolen. „Das muss man doch verstehen“, findet Moroschan, der immer noch entsetzt darüber ist, was danach passierte: „Aus der Südkurve versuchten Leute aufs Feld zu stürmen. Sie wurden von den Ordnern regelrecht niedergetreten und in den Schwitzkasten genommen“, beschreibt der Club-Fan seine Beobachtungen.
Dabei strömten zur gleichen Zeit längst Menschenmassen aus der Nordkurve ungehindert ins Innere des Stadions. Moroschan selbst versuchte es erst gar nicht. „Ich konnte mir das nicht länger ansehen und bin gegangen.“
Waren die Sicherheitskräfte womöglich überfordert? Stephan Schwager, Geschäftsführer der Firma Engelhardt, rechtfertigt das Vorgehen seiner Securitys: „Sie haben nur ihren Auftrag erfüllt“. Der lautete – in Absprache mit Verein und Polizei: den Innenraum frei und die Fans in den Blöcken halten.
Natürlich rechnete die Sicherheitsfirma damit, dass der Platz gestürmt werden könnte. „Als die Fans in der Nordkurve ein Tor öffneten, war uns klar, jetzt brechen die Dämme“, berichtet der Sicherheitschef. Ein Funkspruch ging herum, jetzt auch die anderen Tore zu öffnen. „Das hat natürlich ein paar Sekunden gedauert.“ Deshalb hätten einige Ordner, zu denen die neue Anweisung noch nicht durchgedrungen war, weiter versucht, die Fans zu stoppen.
Securitys gerieten selbst in die Schusslinie
Schwager, selbst langjähriger FCN-Anhänger, hat Verständnis für die Cluberer, die dabei unter die Räder kamen. „Die Einzelfälle tun mir leid.“ Letztendlich hätten die Fans aber widerrechtlich gehandelt. „Wir hatten den Sicherheitsdienst angewiesen, den Platzsturm so lange wie möglich zu verhindern“, bestätigt Daniel Kirchner, beim FCN für den Stadionbetrieb zuständig. Der Verein hätte sonst gegen DFL-Richtlinien verstoßen und mit einer Geldstrafe rechnen müssen. Ein Fehlverhalten will die FCN-Führung den Securitys nicht unterstellen.
Die mussten in der zweiten Halbzeit bereits im Energie-Fanblock wegen bengalischer Fackeln aktiv werden. „Das ist eine echte Gefahr“, sagt Schwager, der sich selbst darüber wundert, wie die Cottbuser das Feuerwerk durch die strengen Kontrollen schmuggeln konnten.
Mit Sand versuchten die Ordner, das Feuer zu löschen, gerieten dabei aber selbst in die Schusslinie. „Ich kann von meinen Leuten nicht verlangen, den Helden zu spielen. Solche Fackeln können über 1000 Grad heiß werden“, entschuldigt der Sicherheitschef die Spielunterbrechung.
In jedem Fall verspricht er, sich mit den Verantwortlichen vom FCN zusammenzusetzen und über die Vorfälle zu sprechen. Damit es künftig besser läuft, wenn es was zu feiern gibt. Anna Ermann
Mehr über die Aufstiegshelden des Club und die Schäden bei der Feier im Stadion lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer Abendzeitung am Mittwoch, 3. Juni