Von Bayern nach Bellevue? Die CSU will Ilse Aigner als Bundespräsidentin

München – Personal-Paukenschlag kurz vor der heißen Wahlkampfphase: Bayerns Landtagspräsidentin Ilse Aigner soll Deutschlands erste Bundespräsidentin werden.
Auf ihre Kandidatur für das höchste Staatsamt haben sich CSU und CDU am Montag am Rande des "Wahlprogramm-Gipfels" in Berlin verständigt, wie die AZ aus Kreisen der CSU erfuhr. Die Wahl des Bundespräsidenten durch die Bundesversammlung soll am 13. Februar 2022 stattfinden.
Erst Bundestagswahl, dann Bundespräsidenten-Nachfolge
Allem Anschein nach sollte Aigners Aufstellung erst nach der Bundestagswahl im September bekannt gegeben werden. Das ist zumindest dem Statement ihres Pressesprechers am Mittwoch zu entnehmen. "Die Landtagspräsidentin", heißt es darin auf eine Anfrage der AZ, "äußert sich grundsätzlich nicht zu einer Nachfolge-Diskussion, weil sie findet, dass Spekulationen um das Amt des Bundespräsidenten nicht in den bevorstehenden Bundestags-Wahlkampf gehören."
Noch weniger nach einem Dementi klingt die Antwort der Bundes-CDU. Sie möchte sich zu der Personalie nicht äußern, heißt es, und verweist auf die bayerische Schwesterpartei
Gemunkelt über Ilse Aigners Interesse am höchsten Staatsamt wurde schon länger. Vor allem nach dem Rückzug von Markus Söder als Kanzlerkandidat der Union wurde die Frage wieder heftiger diskutiert. "Sie im Amt der Bundespräsidentin ist der Preis, den Laschet für Söders Entgegenkommen bei der Kanzlerkandidatur zahlen muss," bewertet ein bayerischer Abgeordneter die Entscheidung vom Wochenbeginn.

Spitzengespräch: Ilse Aigner nach Berlin beordert
In zurückliegenden Interviews, in denen sie auf die Bundespräsidentschaft angesprochen worden war, gab sich Ilse Aigner bisher völlig entspannt und transportierte das staatstragende Thema eher auf einer witzigen Ebene.
Nicht so am Montag. Da wurde es ernst, als Ilse Aigner zum Spitzengespräch der Unionsparteien nach Berlin beordert wurde. "Die Einladung muss sehr kurzfristig erfolgt sein", sagte ein Landtags-Abgeordneter mit Hinweis darauf, dass di Präsidentin rasch mehrere Termine verlegen musste.
Für Ilse Aigner wäre der Einzug ins Schloss Bellevue, den Amtssitz des Bundespräsidenten, eine Rückkehr nach Berlin. Von 1998 bis 2013 saß die CSU-Politikerin im Bundestag und war ab 2008 bis zu ihrem Ausscheiden Ministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

Ilse Aigner ist das "neue weibliche Gesicht der CSU"
Auch in der bayerischen Politik ist sie seit vielen Jahren unübersehbar. Nach dem unfreiwilligen Rückzug von Christine Haderthauer, verkörpert sie das "neue weibliche Gesicht" der CSU.
Vor ihrem Wechsel nach Berlin war sie acht Jahre lang Abgeordnete des Bayerischen Landtags. Dorthin kehrte sie nach ihrem "Zwischenspiel" in der Hauptstadt wieder zurück, war Ministerin unter Horst Seehofer und Markus Söder. Sie ist außerdem Vorsitzende der mächtigen Oberbayern-CSU.