Vom Vater entführt: Mutter weint um dieses Baby

Fürtherin verzweifelt: Griechenlands Behörden mischen sich nicht in die „Familienangelegenheiten“ einer muslimischen Minderheit.
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Baby Muhammad (1): Wird seine Mutter ihn wiedersehen?
abendzeitung Baby Muhammad (1): Wird seine Mutter ihn wiedersehen?

Fürtherin verzweifelt: Griechenlands Behörden mischen sich nicht in die „Familienangelegenheiten“ einer muslimischen Minderheit.

NÜRNBERG Wie verzweifelt muss diese Mutter sein: Der Ehemann hat ihr den gemeinsamen, jetzt ein Jahr alten Sohn beim Besuch in der Heimat weggenommen, alleine musste die in Scheidung Lebende nach Deutschland zurückkehren. In ihrer Not hat sich Ayshe L.* (27) über ihren Anwalt jetzt an das Justizministerium in Griechenland gewandt, denn die üblichen rechtlichen Schritte blieben in diesem Fall erfolglos.

Noch in der Schwangerschaft war Ayshe geflüchtet

Denn sie und ihr Noch-Ehemann Hussein* (36) gehören in Griechenland zur muslimischen Minderheit im kleinen Ort Komotini an der Grenze zur Türkei. „Deshalb gilt für sie in Familiensachen auch das muslimische Recht“, so der Nürnberger Rechtsanwalt Spyridon Spyridis. Das heißt: Ein Mufti, ein islamischer Rechtsgelehrter, ist in der Angelegenheit zuständig. Doch da tue sich leider nicht viel.

Das Paar hatte 2000 geheiratet. Eine Tochter (heute 8) kam zur Welt, vor einem Jahr der heiß ersehnte Sohn Muhammad. Doch da lag die Ehe schon in Trümmern. Noch in der Schwangerschaft war Ayshe mit der Tochter vor ihrem jähzornigen und gewalttätigen Gatten nach Fürth geflüchtet, wo ihre Eltern seit 15 Jahren leben. Hier gebar sie im August 2007 den Sohn.

Als sie bei dem zuständigen Mufti in Komotimi dann einen Antrag auf Scheidung ihrer Ehe stellte, bestand der erst einmal auf einen Versöhnungszeitraum und dass sie zu ihrem Ehemann zurückkehren solle. Schließlich reiste Ayshe L. diesen Sommer nach Komotimi, um sich mit dem Gatten auszusprechen, nahm um des lieben Friedens Willen auch Baby Muhammad mit, das er unbedingt sehen wollte.

Doch es kam zum Streit. „Du bringst mir Unglück“, habe Hussein L. sie angeschrien und zusammengeschlagen, so der Anwalt, und sie vor die Türe gesetzt. Das Kind hatte er ihr vorher weggenommen.

Der Mufti will nicht intervenieren

Die verzweifelte Mutter ging zur Polizei, doch es nützte nichts. Sie stellte in Griechenland Strafantrag wegen Kindsentführung. „Aber die Behörden mischen sich dort nicht in Familiensachen und Scheidungen von Muslimen ein“, weiß Spyridon Spyridis. „Mit dem Mufti habe ich auch schon dreimal gesprochen, aber er ließ alles offen, will sich in der Sache nicht einmischen.“

Deshalb hat er ans griechische Justizministerium in Athen eine Petition geschickt – am kommenden Mittwoch um 10 Uhr wird vor dem Amtsgericht in Rodopis verhandelt, ob das Kind vorläufig der Mutter übergeben wird, bis ein endgültiges Urteil von den deutschen Gerichten ergeht. Nach muslimischem Recht hat seine Mutter das Sorgerecht bis zum achten Lebensjahr des Kindes.

Der kleine Muhammad wird derzeit in Griechenland von seiner gut 70-jährigen Großmutter versorgt, seine Mutter Ayshe hat Angst, dass Noch-Ehemann Hussein ihr auch noch die gemeinsame Tochter wegnimmt, wie er bereits androhte. Ayshe L. würde so gern ihren Sohn zurückholen, doch sie traut sich nicht mehr nach Griechenland, hat Angst um ihr Leben. Sie hofft jetzt auf eine baldige Scheidung in Deutschland.

*Namen geändert

cis

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