Vom Priester missbraucht: Frau fordert 500 000 Euro von der Kirche!
Stimmen die Vorwürfe, dann erschüttert ein Sex-Skandal die katholische Kirche in Franken: Die 47-jährige Cornelia W. behauptet, als Kind über Jahre hinweg von einem Würzburger Priester missbraucht worden zu sein. In einem Beichtstuhl...
WÜRZBURG
Geht es nach Rechtsanwalt Dr. Christian Sailer, soll nun sogar der Papst ein Machtwort in der Schmuddel-Affäre sprechen. Sailer vertritt das Opfer – und fordert jetzt eine halbe Million Euro Schadensersatz von der katholischen Kirche.
Cornelia W. erhob die Vorwürfe erstmals vor rund sechs Jahren, nachdem sie eine Therapie hinter sich gebracht hatte. Sie behauptet, dass sie zwischen den Jahren 1964 und 1974 im Würzburger Marienheim als Kind einem Priester zu Willen sein musste. Die Übergriffe spielten sich ihren Angaben zufolge im Beichtstuhl der Kapelle ab. Und eine Nonne sei jedes Mal „Schmiere“ gestanden.
Die Kirche wehrt sich: „Diese Vorwürfe sind eine Erfindung der Frau. Es gibt nicht den geringsten Beleg dafür, dass sie zutreffen“, erklärte der Frankfurter Anwalt Günter Paul, der im Auftrag des Würzburger Bischofs Friedhelm Hofmann tätig ist.
Sein Gegenpart, Rechtsanwalt Sailer aus Marktheidenfeld, bleibt von derartigen Aussagen unbeeindruckt: „Wir haben ein psychologisches Gutachten, das an der Glaubwürdigkeit meiner Mandantin keinen Zweifel lässt.“ Ganz ohne Pikanterie ist das Mandat Sailers trotzdem nicht. Er vertritt auch die in Unterfranken ansässige Sekte „Universelles Leben“ und hat mit der Kirche schon manchen Rechtsstreit ausgetragen.
Das Oberlandesgericht (OLG) Bamberg hat Cornelia W. jetzt dennoch den Weg für eine Klage freigeräumt. Weil nach Einschätzung der Richter eine berechtigte Aussicht auf Erfolg bestehe, wurde der mittellosen Frau nun Prozesskostenhilfe zugesprochen. Sie ist damit in der Lage, gerichtlich gegen die katholische Kirche vorzugehen. Allerdings machte auch das OLG eine Einschränkung: Verhandlungsfähig sind nur noch die Vorfälle in den letzten fünf Monaten von Cornelia W.’s Heimaufenthalt. Alle anderen Übergriffe zuvor sind bereits verjährt.
Rechtsanwalt Sailer will sich damit nicht zufrieden geben. Er hat Papst Benedikt schriftlich aufgefordert, den Würzburger Bischof dazu zu bewegen, auf die Verjährungsfrist zu verzichten, um alle Fälle aufrollen zu können. „Ein moralisches Schuldeingeständnis hat die Diözese ohnehin schon abgelegt: Sie finanzierte meiner Mandantin einen Urlaub und eine Berufsausbildung“, so Sailer zur AZ.
Die Diözese sieht jene 15000-Euro-Zahlung anders: „Wir wollten der Frau nur in einer schwierigen Situation helfen. Mit einem Schuldeingeständnis hat das nichts zu tun“, meint Anwalt Paul.
Kommt es zum Prozess, dürfte dieser nicht vor 2009 beginnen. Helmut Reister
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