Vom Paradiesvogel zum Leistungsträger
Fürth: Die wundersame Wandlung des „ewigen Talents“ Stephan Schröck, die er selbst so erklärt: „Weniger rauchen, mehr trainieren“
FÜRTH Er läuft und läuft und läuft . . .
Schon im Pokalspiel in Worms (1:0) rannte Stephan Schröck 120 Minuten lang wie aufgezogen seine rechte Bahn auf und ab, war einer der wenigen Aktivposten beim Kleeblatt. Und als der bislang nicht als Konditionswunder bekannte Publikumsliebling auch beim 1:2 in Kaiserslautern über die volle Distanz durchhielt, musste selbst Trainer Benno Möhlmann schmunzelnd feststellen: „Schröcki hat uns anscheinend jahrelang etwas vorgemacht.“
Wahrscheinlicher ist, dass sich Schröck bei allem Talent lange selbst im Weg stand. Attribute wie „bunter Vogel“ oder „schlampiges Genie“ musste sich der 22-Jährige ob seiner Tattoos und seines lockeren Lebenswandels gefallen lassen. „Wenn man so einen Ruf hat, wird man den auch nicht so schnell wieder los“, hat sich der quirlige Halb-Philippino in seiner sechsten Profi-Saison beim Kleeblatt mit seinem Sonderstatus aber längst abgefunden. Vor allem weil er weiß, dass er sich vom Bruder Leichtfuß mittlerweile zu einem echten Leistungsträger gemausert hat – 28 Einsätze allein in der letzte Saison.
Schröck: "Wenn ich fit bin, gehöre ich in die Startelf"
Schröck: „Ich bin jetzt sechs Jahre Profi, fünf davon unter Möhlmann. Da habe sogar ich gecheckt, was er von mir will.“ Nämlich, hart an sich arbeiten und vor allem, endlich die Finger von den Zigaretten lassen. „Ich rauche jetzt viel weniger als früher. Außerdem trainiere ich so viel, da komme ich gar nicht mehr dazu“, grinst Schröcki.
Und während Schröck auf dem Platz mächtig Gas gibt, ist der gebürtige Schweinfurter privat ruhiger geworden. Er übernimmt auch da Verantwortung, was beispielsweise sein Engagement auf den Philippinen beweist. „Meine Familie dort hat viele Vorteile, wenn ich in der Nationalmannschaft spiele. Meine Cousins gehen jetzt auf Privatschulen, das habe ich mit dem Verband so ausgemacht.“
Ganz verbiegen lassen will sich der Spaßvogel allerdings nicht. „Mir ist egal, was die Leute oder Präsident Helmut Hack von mir denken. Ich lebe immer noch gerne, werde auch weiter meine Cola trinken. Aber ich weiß auch, dass ich, wenn ich fit bin, in die Startelf gehöre.“
Hintergrund: Hack hatte gefordert: „Schröck muss heuer endlich den Durchbruch schaffen.“ Für Stephan längst erledigt. „In der Zeit, in der ich hier bin, sind bestimmt 120 Spieler gekommen und gegangen. Ich bin immer noch da.“ Krischan Kaufmann
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