Vom Hauptbahnhof nach Fischbach – für 150 Euro!

Ninas Odyssee im Taxi: Nach einem unfreiwilligen „Zwischenstopp“ in Würzburg und vielen Tränen gab’s ein Happy End.
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Hier nahm das Unglück seinen Lauf: 150 Euro mussten die Eltern von Nina L. (16) für die Fahrt vom Hauptbahnhof nach Fischbach berappen.
bayernpress 2 Hier nahm das Unglück seinen Lauf: 150 Euro mussten die Eltern von Nina L. (16) für die Fahrt vom Hauptbahnhof nach Fischbach berappen.
Schaltete sich erfolgreich ein: Ulrich Romeike, Chef der Nürnberger Taxizentrale.
bayernpress 2 Schaltete sich erfolgreich ein: Ulrich Romeike, Chef der Nürnberger Taxizentrale.

Ninas Odyssee im Taxi: Nach einem unfreiwilligen „Zwischenstopp“ in Würzburg und vielen Tränen gab’s ein Happy End.

NÜRNBERG Exakt 15,49 Kilometer sind es vom Nürnberger Hauptbahnhof ins beschauliche Fischbach am äußersten östlichen Stadtrand. Eine knappe halbe Stunde dauert die Fahrt mit S-Bahn, U-Bahn und Bus oder mit dem Auto und kostet etwa zwei Euro. Nina L. (16) brauchte am vorletzten Wochenende drei Stunden, legte dabei 237 Kilometer zurück. Kostenpunkt: 150 Euro. Gibt’s nicht? Gibt’s doch! Eine Verkettung unglücklicher Zufälle führte Nina auf eine nächtliche Tour durch halb Franken.

Mit dem Pulk ins Sammeltaxi

Eigentlich hätte der jungen Fischbacherin schon nach ein paar Minuten, nachdem sie ins Taxi gestiegen war, dämmern können, dass irgendwas nicht stimmt. Aber Nina war lange feiern gewesen, im „Monkey’s Club“. Und irgendwann war die letzte U-Bahn weg – S-Bahnen fuhren auch nicht mehr: Nina war am Hauptbahnhof gestrandet, nachts um halb eins. Also ab zum Info-Point: „Vielleicht können die mir weiter helfen“, dachte sie. Mit einem Pulk anderer Nachtschwärmer, deren Zug ausgefallen war, wurde sie vom Service-Mitarbeiter prompt nach draußen geschickt. Ein Sammeltaxi würde sie schnell nach Hause bringen.

Pech nur, dass die anderen aus Würzburg stammten und auch dahin wollten: So stand auf der Liste des Taxerers eben Würzburg – und nicht Fischbach. Und Nina, Taxi-unerfahren und auch sonst noch ein bisschen kindlich, zudem ziemlich müde, war schon eingeschlafen, bevor Taxerer Yussuf A. (Name geändert) die A3 erreicht hatte und gen Westen brauste.

„Ich dachte ernsthaft, unsere Kleine ist entführt worden“

Um Viertel nach zwei klingelte bei Familie L. das Telefon. Am anderen Ende der Leitung: eine völlig aufgelöste Nina, die ihren Eltern etwas von „Würzburg“ und „500 Euro, sonst komme ich nicht heim“ ins Ohr stammelte. „Ich dachte ernsthaft, unsere Kleine ist entführt worden“, berichtet Mama Nada. Erst nach einigem Hin und Her lichtete sich der nächtliche Nebel: Nina stand am Würzburger Hauptbahnhof, der Taxi-Fahrer wollte, dass sie aussteigt. Schließlich musste er weiter nach Frankfurt, um einen Gast am Flughafen abzuholen – ein äußerst lukrativer Auftrag. Nina würde er nur heim chauffieren, wenn sie den Fahrpreis von 500 Euro berappt: einmal Nürnberg – Würzburg hin und zurück eben.

Erst als die Nürnberger Taxi-Zentrale Chef Ulrich Romeike aus dem Bett klingelte, und der persönlich intervenierte, ließ sich Yussuf A. auf einen Deal ein. Für eine Pauschale von 150 Euro fuhr er Nina nach Nürnberg, ließ sich von ihren Eltern im Morgenrock die Scheine in die Hand drücken und machte Feierabend.

Das Geld bekommen Mama und Papa L. übrigens zurück wie die verlorene Tochter – Taxi-Boss Romeike zur AZ: „Das ist dumm gelaufen. Aus Kulanz verzichtet der Unternehmer auf die 150 Euro.“

Und Nina? Verpasst nie mehr ihre U-Bahn.

Steffen Windschall

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